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Für Jesus ist klare Kante eine Option
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Für Jesus ist klare Kante eine Option

Ein Beitrag von Mirjam Jekel, Evangelische Theologin, Rüsselsheim
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Was würde Jesus tun? In meiner Schulzeit gab es Armbändchen mit dieser Aufschrift. Das Bändchen sollte einen erinnern: Egal, was du tust, überlege immer, was Jesus in deiner Lage tun würde. Was Jesus tun würde, bezog sich meistens auf seine sanfte, friedfertige Seite. Die andere Wange hinhalten. Vergeben.

Jesus war nicht nur sanftmütig

Wie einseitig das war, ist mir erst später klargeworden. Jesus konnte auch ganz schön rabiat sein. Zum Beispiel, als er einmal den Vorhof des Tempels in Jerusalem besuchte. Der Tempel war damals war für Jüdinnen und Juden das wichtigste Heiligtum. Dort hatten sich Händler breitgemacht. Sie verkauften Tauben, Ziegen, Schafe zum Opfern. Geldwechsler gab es auch.

Jesus schmeißt Tische um und vertreibt Händler 

Jesus muss das wütend gemacht haben. Er machte sich aus einem Seil eine Peitsche und vertrieb die Händler und Geldwechsler. Dabei warf er auch ihre Tische um.

Keine Gewalt. Aber nicht immer "lieb".

Man kann das irritierend finden. An anderer Stelle predigt Jesus doch, nachzugeben und gewaltlos zu handeln. Man denke nur an seinen berühmten Satz: Wer dich auf die eine Wange schlägt, dem wende die andere Wange zu. Und derselbe Jesus war im Tempelvorhof überhaupt nicht friedlich.

Manchmal muss man dazwischengehen

Wie passt das zusammen? Ich glaube, es hing von der Situation ab. Jesus war ein möglichst friedlicher Umgang wichtig. Nicht mit Gewalt reagieren, sondern andere Lösungswege finden. Aber manchmal schien es ihm es auch angemessen zu sein, die eigenen Überzeugungen mit Vehemenz zu vertreten. Jesu Vorbild zeigt mir: Es gibt Momente, die brauchen klare Kante und deutliche Worte. Und manchmal sogar handfestes Eingreifen.

Deutlich für besseres Klima

Die Frage ist aber, welche Anliegen das sind. Was ist so wichtig, dass man sich dafür deutlich einsetzt? Für mich ist das zum Beispiel die Klimakrise. Je ernster es wird, desto mehr Verständnis habe ich für die Aktivistinnen und Aktivisten, die sich nicht mehr mit Demos und Wahlen zufriedengeben; die verärgert sind, wie lange Regierungen brauchen, um wirksame Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Auch wenn ich nicht jede ihrer Aktionen bejahe.

Wie könnt ihr es wagen?

Zwar haben sich die Kirchen schon seit langem deutlich positioniert. Sie rufen dazu auf, mehr gegen die Klimakrise zu unternehmen. Aber ihre Texte werden von wenigen gelesen. Wirkungsvoller war da die Rede von Greta Thunberg in Davos. Da hat sie den Mächtigen entgegengeschleudert: Wie könnt ihr es wagen, die Erde zu zerstören? Ihre Rede war sachlich, aber auch sehr wütend. Gerade damit hat sie viele Menschen zum Nachdenken gebracht.

Was Jesus tun würde

Was würde Jesus tun? Manchmal ist die Antwort: Laut für das eintreten, was wichtig ist. Eine klare Kante ist auch eine Option.

 

 

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