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Christopher Street Day feiern - Respekt im Alltag zeigen
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Christopher Street Day feiern - Respekt im Alltag zeigen

Ein Beitrag von Mirjam Jekel, Evangelische Theologin, Rüsselsheim
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Auch jetzt im Oktober gibt es an vielen Orten einen Christopher Street Day. In Thüringen, Sachsen, Norddeutschland und weiter weg, wie in Südafrika. Das Thema ist in jeder Jahreszeit aktuell. Menschen gehen auf die Straße feiern. Sie treten damit ein für die Rechte von lesbischen, schwulen, transgender* und anderen Menschen. Sie feiern, wo sie anerkannt sind. Sie beklagen, wo es immer noch Diskriminierung gibt.

Einsatz für Menschenrechte ist immer noch nötig

Ich höre öfter mal: Ja, aber ist so eine Feier denn noch nötig? Dahinter steht die Annahme: Sie sind doch mittlerweile in der Gesellschaft akzeptiert. Wir haben doch schon lange eine Gleichberechtigung der Lebens- und Liebesformen.

Verbrechen an einer transgender-Person 2022 in Münster

Nein, sie sind noch lange nicht akzeptiert. Viele der Jugendlichen werden am Ende des Tages ihre Regenbogen-Flaggen einpacken und die glitzernde Kleidung verstecken, damit sie nicht auf dem Heimweg angepöbelt werden. Selbst auf einem Christopher Street Day sind sie nicht immer sicher. Im westfälischen Münster wurden im Sommer Teilnehmerinnen von einer Gruppe junger Männer beschimpft. Ein transgender Mann mischte sich ein und nahm die Frauen in Schutz. Daraufhin schlugen die Pöbler auf ihn ein. Eine Woche später starb der Mann, der helfen wollte, an seinen Verletzungen. Er hieß Marcel und wurde fünfundzwanzig Jahre alt.

Die Kirchen tragen Mitschuld

Bei allen Fortschritten zeigt das: Es ist immer noch gefährlich, schwul zu sein, lesbisch oder transgender. Daran haben auch die Kirchen Schuld. Bis ins 20. Jahrhundert haben sie andere sexuelle Orientierungen abgelehnt.. Und haben damit unglaublich viel Leid angerichtet. Menschen wurden eingesperrt. Familien zerrissen. Junge Leute ausgestoßen, weil sie sich nicht anpassen konnten.

Was sagt die Bibel?

Heute ist das zum Glück besser, jedenfalls in einigen Regionen der Welt und in einigen Konfessionen. Dort haben die Kirchen verstanden: Ja, es gibt in der Bibel Worte gegen Homosexualität. Damit haben biblischen Autoren Vorurteile ihrer antiken Zeit weitergegeben. Und auch nicht gewusst, dass verschiedene Formen der Sexualität offenbar zur Schöpfung gehören, angeboren sind. Schon innerhalb der Bibel widerspricht das der Aussage: Gott liebt alle Menschen. Und das ist auch eine Aufforderung an alle, die es hören wollen: Liebt eure Mitmenschen. Und setzt euch vor allem für die ein, die Hilfe brauchen. Diejenigen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Kerngedanke des Christentums: Gott liebt alle Menschen

Das ist für mich ein Kerngedanke des Christseins. Für die da sein, die Unterstützung brauchen. Ohne Bedingungen. Dabei zu helfen, dass der CSD eine friedliche, fröhliche Feier sein kann. Vor allem, dass lesbische, schwule und transgender Menschen im Alltag angenommen und wertgeschätzt sind.

 


*Diese drei Identitäten stehen (wegender Kürze und besseren Verständlichkeit im Radio) exemplarisch für alle Menschen aus dem LGBTQIA-Spektrum.

Hier finden Sie mehr über Angriffe auf queere Menschen 2022. 

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