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Zum Gedenktag des heiligen Franziskus von Assisi
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Zum Gedenktag des heiligen Franziskus von Assisi

Dr. Susanne Nordhofen
Ein Beitrag von Dr. Susanne Nordhofen, Ehemalige Leiterin eines katholischen Gymnasiums in Königstein/Taunus
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„Back to the roots“ - zurück zu den Wurzeln: Das ist radikal, denn radikal kommt vom Lateinischen „radix“, Wurzel.

Eine Begegnung, in der er Jesus erkannte, brachte die Wende

Ein Radikaler hat diesen Ruf verkündet. Es ist der heilige Franz von Assisi, dessen Gedenktag die katholische Kirche heute begeht. In der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober 1226, also vor fast 800 Jahren, ist er gestorben. Franziskus stammte aus einer sehr wohlhabenden Kaufmannsfamilie im umbrischen Assisi. Sie ermöglichte ihm eine gute Erziehung und eine glänzende Zukunft. Als junger Mann genoss er zunächst die Privilegien seines Standes. Es wird berichtet: Die konkrete Begegnung mit einem Aussätzigen, in dem er Jesus erkannte, brachte die entscheidende Wende: Franziskus wollte künftig ganz und gar nach dem Vorbild Jesu leben und so zu den Wurzeln des Christentums zurückkehren.

Er trennte sich vom Besitz und stieß die Armutsbewegung an

In einer spektakulären Aktion trennte er sich von allem Besitz und von seinem Erbe: Auf dem Marktplatz von Assisi legte er in aller Öffentlichkeit seine prachtvollen Kleider ab und gab sie dem Vater zurück. Viele Zeitgenossen, darunter auch Geistliche, schüttelten den Kopf und verlachten ihn. Aber es gab auch einige, die sich von Franziskus anstecken ließen und ihm nachfolgten. So entstand allmählich die Gemeinschaft der Franziskaner in ihren einfachen braunen Kutten. Die Armutsbewegung und damit verbundene karitative Nächstenliebe zog auch viele Frauen an. Unter Führung der heiligen Clara schlossen sie sich zum Clarissinenorden zusammen. Der Papst erkannte den Buß-und Wanderpredigerorden schließlich an, als er sich von Franziskus’ Wahrhaftigkeit persönlich überzeugt hatte.

Franziskus hatte einen besonderen Bezug zur Natur

Einige Legenden schmücken dessen Leben aus. So soll Franziskus den Vögeln gepredigt und einen Wolf nur durch die Macht seiner Worte gezähmt haben. Sein Sonnengesang ist berühmt, in dem er Sonne, Mond, Wasser, Feuer und alle Geschöpfe der Natur als Geschwister preist.

Er bemühte sich um Verständigung auf politischer Ebene

Franziskus mischte sich aber auch in die Politik seiner Zeit ein. Während der Kreuzzüge gelang es ihm auf einer Orientreise, mit dem verfeindeten Sultan Al Khalid über Islam und Christentum zu sprechen. Er erwarb sich dort Ansehen, weil er die Gemeinsamkeiten beider Religionen herausstellte. Leider wurde trotzdem weitergekämpft.

Franziskus stand im radikalen Gegensatz zur „fetten“ Kirche seiner Zeit

Ich denke: Franziskus war ein Radikaler, weil er die Nachfolge Christi konsequent einhielt. Seine freundlichen Seiten - Respekt vor der Schöpfung und Respekt vor dem Glauben anderer Menschen - sind heute ganz aktuell. Aber seine Radikalität stach deutlich von der kirchlichen Realität seiner Zeit ab. Die Kirche im 13. Jahrhundert war „fett“ geworden. Die Einkünfte und Befugnisse von Prälaten und kirchlichen Würdenträgern waren einfach zu attraktiv für manche macht- und geldgierigen Zeitgenossen. Pracht und Luxus an vielen Residenzen waren unerhört. Franziskus hielt diesen Missständen durch sein Leben einen Spiegel vor. Die Kirche sollte sich wieder auf ihre Wurzeln zurückbesinnen.

Der Versuch, die Kirche von innen heraus zu erneuern

Ich finde es bemerkenswert, dass dieser Reformeifer innerhalb der Kirche stattfand. Franziskus litt an seiner Kirche und liebte sie trotzdem. Deswegen kehrte er ihr nicht den Rücken zu, sondern versuchte eine Erneuerung von innen heraus in Gang zu setzen. „Franziskus, baue mein Haus wieder auf“ – die Aufforderung soll er in einer Vision von Jesus selbst bekommen haben. Er hatte sie zunächst wörtlich genommen und zerfallene Kirchen wieder hergestellt. Eigentlich war die Aufforderung wohl in einem übertragenen Sinn gemeint. Aber der ging ihm erst später so richtig auf. Franziskus starb völlig entkräftet mit nur 38 Jahren in der Portiunculakapelle in der Nähe von Assisi. Man kann sie noch heute besichtigen.

Starke Impulse für die auch heute dringend nötige Erneuerung der Kirche

Franziskus: Kirchenreformer, Ökologe, Tierschützer, Sozialarbeiter, früher Initiator des interreligiösen Dialogs! Damit kann ich auch heute noch viel anfangen. Ich wünschte mir, dass das Vorbild einer solchen glaubensstarken Persönlichkeit der Kirche auch heute wieder starke Impulse zu ihrer dringend nötigen Erneuerung geben kann. Die Franziskaner geben die letzten Worte ihres Gründers an alle Menschen so weiter: „Ich habe das Meinige getan, was Euer ist, möge Christus lehren.“

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