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Der Dreizehnte
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Der Dreizehnte

Dr. Matthias Viertel
Ein Beitrag von Dr. Matthias Viertel, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Auf der Reise in den Urlaub suche ich im Flugzeug meinen Platz. Beim Abzählen der Reihen bin ich erstaunt, nach der Reihe 12 gleich die Reihe 14 zu finden. Offenbar hat die Fluggesellschaft die 13 ausgelassen, weil sie befürchtet, dass niemand auf diesen Plätzen sitzen möchte. Die 13 ist schließlich eine Unglückszahl.

Die Dreizehn soll Unglück bringen

Ähnliches habe ich in manchen Hotels erlebt: Da fehlt einfach das 13. Stockwerk, und auch bei den Zimmernummern sucht man die 13 oft vergeblich. Dass die 13 Unglück bringen soll und man sie deshalb lieber vermeidet, ist eine Gewohnheit, die sich in den Köpfen festgesetzt hat. Kaum jemand hinterfragt sie mehr. Allenfalls gibt es ein Schulterzucken und die Bemerkung: „Ich bin doch nicht abergläubisch, mir ist das egal.“

Zahlen haben etwas Mystisches

Aber woher kommt die Bedeutung der Zahlen? Es ist doch erstaunlich, dass sich in unserer aufgeklärten und durchrationalisierten Welt dieser Funke an Aberglaube noch immer hält. Wahrscheinlich, weil Zahlen immer etwas Mystisches haben: Sie sind selbst nichts, bedeuten aber ganz viel. Und warum empfinden so viele Menschen ausgerechnet die 13 als Unglückszahl?

Eine Primzahl

Meine erste Vermutung ist die: Den schlechten Ruf verdankt die 13 ihrer Eigenart als Primzahl. Eine Primzahl ist nur durch sich selbst teilbar, ist also ganz auf sich selbst bezogen. Wenn man Zahlen eine menschliche Bedeutung zuschreiben wollte, könnte man die 13 egoistisch nennen. Was immer ganz auf sich selbst bezogen bleibt, gilt eben als unsozial und deshalb als schlecht. Aber das beträfe ja auch die 7, die ist ebenfalls eine Primzahl. Die gilt aber als Glückszahl. Wie kommt das alles bloß in unsere Köpfe?

13 Personen saßen am Tisch beim Letzten Abendmahl

Die Bedeutung, die Zahlen zugesprochen wird, kommt oft aus der Bibel. So ist das auch bei der 13. Jesus hatte zwölf Jünger. Als alle beim Letzten Abendmahl saßen, waren es zusammen mit ihm 13. Das ist eigentlich eine gute Gesellschaft und deshalb auch eine positive Zahl. Aber einer von ihnen, der dreizehnte, war ein Verräter. Das war Judas, der Jesus an die römischen Soldaten auslieferte und damit sein Schicksal besiegelte. Die 13. Person in der Runde wurde zum Verhängnis. Seitdem gilt die 13 als schlechtes Omen. Beim Datum gilt das besonders, wenn der 13. auch noch auf einen Freitag fällt, denn das ist genau der Tag, an dem Jesus verurteilt und gekreuzigt wurde.

Die 13 als Mahnung verstehen

Man kann über solche Symbole lächeln und sie als Aberglaube abtun. Eine andere Möglichkeit ist es, sie als Erinnerung zu nutzen. Wenn ich im Flugzeug entdecke, dass es keine 13. Reihe gibt, sage ich mir: Gut so, ich will das als Mahnung verstehen, denn ich will keinen Verrat begehen und auch keinen dulden, wenn andere deshalb leiden müssen.

Heute ist übrigens Dienstag, der 13. September. Trotz des schlechten Rufs dieser Zahl wünsche ich Ihnen einen gelingenden Tag.

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