Verbindung halten
Ihre Verbindung wird gehalten. Ihre Verbindung wird gehalten.
Die Automatenstimme nervt mich auf der Stelle, weil sie mir mitteilt: du kommst nicht durch. Nicht jetzt, erst später. Die Automatenstimme teilt mir nämlich auch mit: Sie sind jetzt auf Warteplatz 3. Alle unsere Mitarbeiter sind im Gespräch. Diese Ansage tröstet nicht wirklich. Und eigentlich wird keine Verbindung gehalten
Verbindung halten, dranbleiben, entschlossen und geduldig.
Manche Verbindung ist abgebrochen
In der Corona-Zeit war das eine große Herausforderung, und mit mancher Verbindung ist es mir nicht gelungen. Wir haben uns aus den Augen verloren, im wahrsten Sinne des Wortes. Dass ich über Facebook neue Freundinnen gewonnen habe, ist ein kleiner Ausgleich. Gefühlt ist mein Umfeld enger geworden, weil die Zufallsbegegnungen fehlten.
Unterwegs im Nahverkehr
Unterwegs mit dem Nahverkehr und dem 9 Euro-Ticket bin ich endlich wieder in Gesellschaft. Ich stehe an der Haltestelle mit Pendlerinnen, Schüler, Ausflügler in jedem Alter. Die beiden jungen Frauen, die in ihr Handy und die Pläne schauen, sprechen wohl ukrainisch – und ist das bulgarisch, bei der kleinen Gruppe, die offensichtlich ihre tägliche Tour zur Arbeit nimmt? Weiter weg höre ich auf Deutsch, ob ich will oder nicht, was eine Frau von ihrem Bekannten hält…wenig.
Neue Bekannte gefunden
Diese Verbindung fällt aus. – Nach dieser Ansage im Nahverkehr habe ich überraschend eine neue Bekannte gefunden.
Gemeinsam haben wir uns über eine knapp verpasste Bahn geärgert und den Fahrer unserer Tram gewürdigt, der so hilfsbereit Auskunft gab. Was alles passieren kann beim Pendeln im Schichtdienst? Ich habe gestaunt, wie kluge Beschwerden etwas verbessern können und wie nötig es ist, dass die Fahrer ihre Fahrgäste informieren.
Gereizte Stimmung
Eine Stunde später steigt meine Gesprächspartnerin endlich in ihre Bahn. An der Tür wird sie angeschnauzt: erst aussteigen lassen…wohl zu blöd, um das zu kapieren!
Die Stimmung ist gereizt. Nicht nur, wenn es im Nahverkehr hakt. Gespräche und Debatten sind zunehmend polemisch und enden unversöhnt.
Was hilft, um Verbindungen zu halten
Verbindung zu halten in einer Gesellschaft und Welt, die unter Druck stehen, ist eine große Aufgabe. Der Soziologe Wolfgang Schröder empfiehlt einen guten Weg. Man soll gemeinsam etwas Sinnvolles oder Schönes tun -z. B. Lebensmittel retten, Musik machen oder Teppiche knüpfen, wie jetzt bei der documenta. Sich in der Bahn beraten. Gottesdienst feiern.
Verbindung halten - auch mit Gott
Wenn die Glocken läuten, erinnert mich das an eine andere Verbindung, zwischen Himmel und Erde. Der Psalmvers, das uralte Gebet, verlässt sich darauf, dass Gott sagt: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erhören (Ps. 50,15). Gott ist da, geduldig und entschlossen. Deine Verbindung wird gehalten.