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... wie Honigseim
Bild: medio.tv/Fricke

... wie Honigseim

Katrin Wienold-Hocke
Ein Beitrag von Katrin Wienold-Hocke, Evangelische Pröpstin, Sprengel Kassel
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„Honig vom Imker“- seit dieses Schild an unserer Gartentür hängt, klingelt es noch öfter. Viele wollen Honig kaufen oder leere Gläser bringen und gern ein paar freundliche Worte dabei wechseln. Honig ist ein schönes Geschenk, deshalb sind die Gedanken schnell bei den Lebensbeziehungen, bei fernen Enkeln und kranken Freundinnen. Als Imkersfrau komme ich schnell ins Gespräch über die süßen und die bitteren Seiten des Lebens.

Honig ist im Trend

Honig ist im Trend. Seit die Bienen durch unseren Umgang mit der Natur stark gefährdet sind, hat das Imkern eine besonders wichtige Funktion für das ökologische Gleichgewicht.  Und der Honig tut der Seele gut, er ist ein süßes Geschenk der Natur. Die Bienen arbeiten fleißig, den Menschen aber fließt der Honig entgegen. Eine Gnade, die das Leben schöner macht. Jeden Morgen neu auf dem Frühstücksbrot.

Hildegard von Bingen: Honig stärkt

Hildegard von Bingen wird der Spruch zugeschrieben:
„Wer aber Honig mit Wachs isst, der bändigt die Melancholie in sich, die ihm eine Schwermut bereitet, und wird glücklich“.
Recht hat sie: Honig stärkt das Immunsystem, pflegt die Haut und lässt Wunden schneller heilen. 

Wie Honigseim wirken auch freundliche Reden

Wie Honigseim wirken auch freundliche Reden, heißt es im Buch der Sprüche. Sie trösten die Seele und erfrischen die Gebeine. (Spr. 16,24)
In Nordhessen wird auf süße Reden eher misstrauisch reagiert. „Die schmiert mir Honig um den Bart“ heißt es dann. Nicht geschimpft ist schon gelobt. Das ist die kernige Alternative.

Interesse lässt andere aufblühen

Ich hätte es nicht geglaubt, erzählt ein Kollege. Meine Frau war im Krankenhaus. Sie wurde so gut behandelt, sogar die Nachtschwester nahm sich Zeit, die sie eigentlich nicht hatte. Das kam einfach, weil meine Frau freundlich gefragt hat: Und wie geht es Ihnen? Plötzlich blühten die Menschen auf! 
Freundliche Worte tun gut, auch dem, der sie ausspricht. Ein guter Witz fördert die Durchblutung, ein Kompliment den aufrechten Gang.

Aber ist das nicht – banal?

Aber ist das nicht – banal? Seid immer schön freundlich? Wenn ich höre, wie viel Hass und Häme unterwegs sind! Sie werden so begründet: Das sei „ehrlich“ und dürfe doch mal gesagt werden– dann bekommt die biblische Weisheit einen politischen Klang. Freundlich reden-auch mit denen, die anders denken oder andere Auffassungen vertreten.

Brauche auch Gottes Menschenfreundlichkeit

Ich brauche immer wieder Trost für die Seele und Wohltat für die Knochen. Gottes Menschenfreundlichkeit, die mir geschenkt wird, im Bibelwort, beim gemeinsamen und einsamen Hören und Beten-gute Worte von anderen. 
Ansteckende Freundlichkeit tut gut, und sie tut not, bis hinein in die große und kleine Politik. 

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