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Serien sind nicht so meins
Bild: Pixabay/Tumisu

Serien sind nicht so meins

Katrin Wienold-Hocke
Ein Beitrag von Katrin Wienold-Hocke, Evangelische Pröpstin, Sprengel Kassel
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Serien sind nicht so meins, habe ich bis jetzt gedacht. Ich verliere schnell den Überblick über die Handlung und die Personen… aber ich versuche es auch nicht wirklich.

Rita - die Serie

Bis mein Mann die erste Folge von Rita einschaltete. Rita hat mich gefesselt, wochenlang über viele Stunden, so eine kurze Folge ging immer noch.

Dabei ist die Heldin ebenso sympathisch wie unmöglich. Mitte vierzig, Kette rauchend, am liebsten auch in der Schule – denn Rita ist Lehrerin an einer dänischen Volksschule. Sie trägt immer karierte Hemden und superenge Jeans. Sie ist herrlich schlagfertig und politisch unkorrekt. Dauernd hat sie Sex, auch mit unmöglichen Typen an unmöglichen Orten. 

Ritas turbulentes Leben

Ihr Rektor liebt sie, aber Liebe und eine feste Beziehung, das hält Rita nur mit ihren drei Kindern aus. Die hättens gern beständiger und aufgeräumter, vor allem der Jüngste, Jeppe – aber sie streiten, lieben, verzeihen und finden ihren Weg.

Wenn ein Kind in der Schule schlechte Karten hat, kann es sich auf Ritas Unterstützung verlassen. Inklusion, sohabe ich es da gelernt, ist in Dänemark auch ein Spar -Modell. Keine Sonderschule mehr, aber auch keine Förderung in der Volksschule, keinen Rückzugsort für die Jugendlichen, die Pausen vom Klassenalltag brauchen. Da hat die Politik ihre Rechnung ohne Rita gemacht. Sie kämpft für ihre Jugendlichen wie eine Löwin, und erringt Siege. Niederlagen steckt sie auch ein.

Rita hat es nicht leicht gehabt

Ich habe die Luft angehalten, wenn es einmal nach zu viel bürgerlichem Glück aussah. Dann bricht sie unweigerlich aus, köpft mühevoll gepflegte Rosen und gerät in nächsten Schlamassel.

Folge für Folge, stellt sich heraus, was Rita mit sich herumschleppt. 

Sie hat eine schwere Schulzeit, die Mutter verlässt die Familie, mit dem Vater bleibt sie einsam, in der Schule eckt sie an… und als sie glaubt, bei ihrer besten Freundin ein Nest gefunden zu haben, wird sie enttäuscht. Aus Wut und Trotz verführt die 16jährige Rita den Vater der Freundin. Nun ist wirklich kein Bleiben mehr möglich.  Als sie allein in einer regnerischen Nacht geht, hängt ihr der Vater zum Abschied liebevoll - hilflos sein kariertes Hemd um wie einen Schutzmantel, wie einen Segen.

Versöhnung ist ihr großes Thema. 

Auf Vergebung trauen 

Rita kann, ja sie will sich nicht vergeben, sie will wieder gut machen, was ihr widerfahren ist und vor allem ihre eigene Schuld. Sie übernimmt eine eigene Schule, eine Zeit lang legt sie das karierte Hemd ab. Langsam nur, nach vielen schmerzhaften Rückschlägen, nimmt sie wahr, wie viel Versöhnung und Vergebung, wie viel Liebe ihr entgegengebracht wird. Am Ende zieht sie die karierten Hemden wieder aus dem Karton – den Schutzsegen. Mitten in so viel Schuld und Schwierigkeiten, im vollen, schmerzhaften Leben gibt es die heilsame Kraft. Richtiges im Falschen,Vergebung, die Gott schenkt. Darauf zu vertrauen ist ein langer Weg.

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