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Geistesblitz
Bild: felix_mittermaier_pixabay

Geistesblitz

Dr. Susanne Nordhofen
Ein Beitrag von Dr. Susanne Nordhofen, Ehemalige Leiterin eines katholischen Gymnasiums in Königstein/Taunus
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Als Cäsar, der römische Kaiser, auf seinem Eroberungszug in Afrika landet und von Bord geht, passiert ihm ein Missgeschick. Er stolpert und fällt hin. Cäsar bleibt liegen, breitet die Arme aus und sagt: „Erde Afrikas, ich umarme dich“. „Geistesblitz“ heißt diese Anekdote eines unbekannten Verfassers.

Die Peinlichkeit spontan ins Positive verkehrt

Anekdoten sollen kurz und bündig sein, damit sie eine Einsicht blitzartig vermitteln. In diesem Fall finde ich es sehr geschickt, wie Cäsar einen peinlichen Vorfall, der sein Image als großer Feldherr schädigen könnte, spontan ins Positive verkehrt. Denn das Stolpern könnte als böses Omen verstanden werden. Nein, natürlich ist er nicht gestürzt. Er liegt mit voller Absicht am Boden und nimmt Afrika symbolisch in seinen Besitz. Später hat er ja tatsächlich Ägypten erobert und Kleopatra gewonnen.

Meist fällt mir die passende Reaktion erst später ein

So schlagfertig wie Cäsar möchte man selber auch gerne sein, aber meistens fällt mir in einer Situation spontan keine passende Reaktion ein. Ich ärgere mich dann manchmal, wenn sie mir erst hinterher aufgeht. 

„Heureka – ich habs gefunden“

Geistesblitze sind spontane Eingebungen. Menschen, die künstlerisch oder spirituell veranlagt sind oder die lange intensiv über eine Sache geforscht haben, sind dafür vielleicht besonders sensibel. „Heureka“ - ich habs gefunden, rief der Philosoph Archimedes. Er lag gerade in der überlaufenden Badewanne und entdeckte, wie der Auftrieb physikalisch funktioniert. Das archimedische Prinzip ist nach ihm benannt.

Nicht auf den Mund gefallen

Woher kommen solche Eingebungen, die man nicht steuern kann? Geistesblitze kann man nicht willentlich herbeizaubern. Wahrscheinlich kommt da Vieles zusammen. Der spontanen Eingebung geht oft eine lange Phase voraus, in der man sich mit einer Sache beschäftigt hat, ohne den Knoten lösen zu können. Hirnforscher würden solche Eingebungen wahrscheinlich mit der Verknüpfung irgendwelcher Synapsen im Gehirn erklären. Im Falle von Cäsar hat ihm wohl auch seine große Begabung als Redner geholfen. Er war nicht auf den Mund gefallen.

Durch blitzartige Erfahrungen zu Einsichten kommen

Die Bibel erzählt in vielen Bildern von solchen blitzartigen Erfahrungen, aus denen Einsichten folgen. Da wird erzählt, wie Moses in der Wüste einen brennenden Dornbusch sieht, der brennt, aber nicht verbrennt, und wie daraus eine Stimme zu ihm spricht. Physikalisch ist das ein Ding der Unmöglichkeit und soll es in der Logik der Erzählung auch sein. Moses kapiert ganz plötzlich, dass er gerade Gott begegnet, der sich ihm zu erkennen gibt.

Das Pfingstwunder hat die Christengemeinde be-geistert

Das Neue Testament erzählt außerdem vom Pfingstwunder, bei dem Feuerzungen über den Köpfen der ersten Christinnen und Christen erschienen sein sollen. Sie wurden von Gottes Geist erfüllt - waren regelrecht be-geistert, und konnten plötzlich in allen damals bekannten Sprachen kommunizieren. Die Geschichte zeigt, wie über Grenzen hinweg eine universale christliche Gemeinde für alle Menschen entsteht. Für mich steckt in diesen biblischen Geschichten von Blitz und Feuer die Botschaft: Manchmal passieren folgenreiche Dinge, die ich mir kaum erklären kann.

Geistesblitze vom Himmel eröffnen mit neue Horizonte

Solche bildlichen Erzählungen handeln von einer anderen Wirklichkeit, die plötzlich scheinbar aus dem Nichts in den Alltag einbricht. Man kann sie nicht direkt sehen oder anfassen. Aber manche Menschen können sie spüren und lassen sich davon leiten. Für mich sind solche Geistesblitze positive Signale – vom Himmel, vom Gott -, die mir neue Horizonte öffnen. Und die meinem Glück und meinem Leben dienen.

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