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Schritt für Schritt in die Freiheit
Copyright Anna Baranowski

Schritt für Schritt in die Freiheit

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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"Schritt für Schritt in die Freiheit." So heißt ein Dokumentarfilm über eine Pilgerreise. In der Mediathek von 3sat kann man ihn sehen[i]. Fünf Menschen wollen den Lutherweg bewältigen, ein Weg auf den Spuren des Reformators Martin Luther. Beate, Thomas, Katrin, Sarah und Eric wollen 600 Kilometer in 28 Tagen gehen. So wie Luther vor rund fünfhundert Jahren von Erfurt nach Worms. Im Augustinerkloster in Erfurt begegnen sie sich zum ersten Mal und gehen zusammen los.

Ein spiritueller Wanderweg in Deutschland auf den Spuren Martin Luthers

Die Fünf erlaufen sich einen der spirituellen Wanderwege in Deutschland. Entlang der Route, die Martin Luther zum Reichstag nach Worms ging. Dort hat er vor dem Kaiser und den Fürsten seine Ideen von der christlichen Freiheit verteidigt.

Fünf Pilger auf Sinnsuche

Jede der fünf Pilger heute bringt eine Last mit. Beate hat ihren Mann vor kurzem verloren. Auf dem Weg will sie um ihn trauern. Katrin nimmt sich eine Auszeit von ihrem anstrengenden Leben als dreifache Mutter mit Beruf. Die 30-jährige Sarah sucht nach mehr Sinn im Job. Der Manager Eric ist immer auf der Suche nach Antworten im Leben. Es ist bereits seine dritte Pilgerreise. Thomas ist Koch und ist während Corona arbeitslos geworden. Er will seinem Leben neue Impulse geben. 

Reden und schweigen - beides ist wichtig

Die fünf kommen sich langsam näher. Erzählen von Dingen, über die sie im Alltag nicht so gerne sprechen. Und manchmal schweigen sie. Was nicht allen leicht fällt, aber wichtig ist. Sie merken: Beim intensiven Hören und Reden wird das Wandern zum Pilgern. Nicht zufällig sagen viele, die es mal probiert haben: Pilgern, das ist wie Beten mit den Füßen.

Sie haben sich ein Stück Freiheit erlaufen

Beate ist nach vielen Kilometern nicht mehr gut auf ihren Füßen. Als sie durch Frankfurt gehen, stürzt sie. Die anderen helfen ihr auf. Tragen ihr Gepäck, bis es Beate wieder besser geht. Die Reise ist körperlich und mental anstrengend. Alle müssen sich einbringen und zurücknehmen, um das Ziel zu erreichen. Dabei finden die fünf Pilgernden etwas, das sie in ihrem Leben weiterbringt, sie erlaufen sich ihr Stück Freiheit.

Katrin etwa, die im Leben sehr eingespannt ist, sagt: "Ich habe den Weg geschafft und dabei viel über meine inneren Stärken gelernt. Daran will ich denken, wenn es mir mal schlecht geht."

Und Beate hat auf dem Pilgerweg ihren verstorbenen Mann sehr vermisst. Sie muss ihren Weg im Leben ohne ihn weiter gehen. Wenn sie traurig war, hat sie oft an ihre Kinder gedacht, die ihr im Alltag helfen. Sie sagt: „Die Trauer kommt mir oft wie ein großer Haufen vor. Aber wenn ich den Weg Schritt für Schritt gehe, kann ich sie eher bewältigen.“

Gott geht mit

Und so lernen sie viel: über sich selbst, über die anderen. Auch über Martin Luther. Und über Gott. Alle erinnern sich gerne an ihren Halt in der Lutherkirche in Frankfurt. Sie stellen sich um den Taufstein und rücken eng zusammen. Der Pfarrer segnet sie. Für den Rest der Pilgerreise. Und für ihr Leben. Es tut ihnen gut zu hören und zu spüren: Ihr seid nicht alleine unterwegs. Gott geht mit.

Hier die Links zum Film in der 3Sat-Mediathek oder in der ZDF-Mediathek:  https://www.3sat.de/dokumentation/reise/schritt-fuer-schritt-in-die-freiheit-104.html

https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/schritt-fuer-schritt-pilgern-auf-dem-lutherweg-100.html

Das Foto von Anna Baranowski zeigt die fünf Pilger*innen vor der Wartburg in Eisenach. 


[i] Die Filmemacherin Susanne Bohlmann hat diesen Film gemacht. https://www.susannebohlmann.com/deutsch/filmografie/

 

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