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Alle Dinge sind möglich denen, die da glauben
Pixabay/Jorge Guillen

Alle Dinge sind möglich denen, die da glauben

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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Alle Dinge sind möglich denen, die glauben. Das steht in der Bibel (Markus 9,23b). Ich finde, dieser Satz passt gut zu Grete Böcher. Sie wohnt in einem Seniorenzentrum in dem Frankfurter Stadtteil, in dem ich Pfarrer bin. Ich besuche sie zu ihrem 90. Geburtstag. Viele aus dem Haus sitzen am großen Tisch: andere Bewohnerinnen, die Leiterin, die Pflegerinnen. Und alle sprechen von Grete Böchers tollen Projekten: von dem Baum und von der Sitzbank für den Park.

Eine gute Idee für das Seniorenheim

Vor kurzem hat Grete Blöcher ihre erste Idee umgesetzt: Weil viele Bäume im Park wegen der Trockenheit abgestorben sind, organsierte sie eine Tombola. Mit dem Erlös pflanzte sie einen Baum. Als sie mich zu ihrem Geburtstag eingeladen hat, hat sie mir gesagt: „Sie brauchen mir kein Buch oder Ähnliches mitzubringen. Ich bitte zu meinem runden Geburtstag um Spenden für eine Bank im Park. Damit man den schönen Baum bewundern kann.“

"In der Gemeinde habe ich immer den Basar organisiert."

Grete Böcher lebt seit einigen Jahren im Seniorenzentrum. Sie hat jahrzehntelang in der Kirche mitgearbeitet und sich für Menschen eingesetzt, die Unterstützung nötig hatten. Sie erzählt: „In der Gemeinde habe ich immer den Basar organisiert.“ Als ihr Mann stirbt, erfindet sich die ehemalige Pfarrfrau noch einmal neu. Sie beginnt zu malen und stellt ihre Bilder in Frankfurt und in der Rhön aus.

Die Zeit geht zwar nicht spurlos an ihr vorüber. Aber sie setzt weiter ihre Talente für gute Sachen ein. Sie sagt: „Malen: Das geht jetzt nicht mehr, wegen meiner Augenkrankheit. Aber die Bilder gibt es noch. Drei Bilder habe ich als Preise für die Tombola eingesetzt.“

Viele Bewohnerinnen machen mit

Auch andere Bewohnerinnen hat sie mit ihrer Idee angesteckt. Eine hat Flyer gestaltet. Andere haben 200 Lose gebastelt. Und sogar die Coronapandemie hat ihr dabei in die Hände gespielt. Sie erinnert sich: „Die Besucherinnen und Besucher unseres Heims mussten an der Pforte immer auf ihr Corona-Testergebnis warten. Da habe ich einfach jeden angesprochen. Und alle haben Lose gekauft.“

Ein Baum wird gepflanzt

Dabei hat Grete Böcher auch einige Schwierigkeiten überwunden. Denn Spenden sind eigentlich in Altenheimen nicht erlaubt. Doch Grete Böcher und ihre Freundinnen blieben hartnäckig. Sie holten Genehmigungen ein und trieben die Aktion voran. 1500 Euro sind zusammengekommen. Ein klimarobuster Baum wurde gepflanzt. Ein Blauglockenbaum, auch Kaiserbaum genannt. Das Seniorenzentrum spendierte einen weiteren Baum dazu. Sogar eine Zeitung hat über die Aktion berichtet.

... und die Sitzbank kommt auch noch

Bei ihrer Geburtstagfeier kommt nach einiger Zeit der Pförtner hinzu. Er ergreift das Wort und sagt: „Frau Böcher, Sie sind der lebende Beweis, dass man alles erreichen kann, wenn man an eine Idee glaubt. Egal in welchem Alter. Und ich bin sicher: Die Sitzbank kommt auch noch.“

Er hat recht, aber noch mehr: Grete Böcher glaubt nicht nur an ihre Idee. Sie glaubt auch: Gott verleiht ihr die Kraft und die Liebe, damit sie sich so für ihre Mitmenschen einsetzen kann. Deshalb passt dieses Bibelwort so gut zu ihr: „Alle Dinge sind möglich denen, die glauben.“

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