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Der Streit ums Erbe
Bild: pexels/paval danilyunk

Der Streit ums Erbe

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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Ich bin froh, dass meine Mutter nach ihrem Tod nicht viel hinterlassen lassen hat. Erben kann Beziehungen sehr belasten.

Erben kann Beziehungen belasten

Bei uns waren wenige Gegenstände schnell verteilt, verschenkt oder auch entsorgt. Auch bei den Fotos wurden wir Geschwister uns in kurzer Zeit einig. Nur beim Schmuck entzündete sich fast ein Streit unter uns Geschwistern. Ich weiß nicht mal genau warum. Unausgesprochene Ängste stehen zwischen uns und beeinträchtigen das ansonsten gute Miteinander. Natürlich, niemand braucht den Schmuck als Wert. Vielleicht als Andenken. Fraglich, ob die Ringe und Ketten je getragen werden. Zum Glück war alles schnell beigelegt.

Der Streit ums Erbe entzündet sich meist an Kleinigkeiten

Ich höre solche Geschichten auch von anderen. Der Streit ums Erbe entzündet sich meist an Kleinigkeiten.

Da will jeder plötzlich das lädierte Kaffeeservice haben. Es geht nicht nur um das Materielle, sondern um die Beziehung zu unserer Mutter und untereinander. Längst erwachsene Kinder versuchen sich durch solche Gegenstände den Geist und die Liebe ihrer verstorbenen Eltern zu sichern. Es heißt immer, Eltern haben alle Kinder gleich lieb. Das kann stimmen, muss aber nicht.
Es kommt darauf an, wie jedes Kind es erlebt hat.

Oft geht es dabei um Liebesbeweise

Ich glaube, deshalb geht es beim Streit um´s Erbe auch oft um letzte Liebesbeweise. Mancher denkt, er sei bei der Liebe der Eltern immer zu kurz gekommen.

Deshalb hat er jetzt das Recht den größten Teil abzubekommen. Andere denken, ich musste immer schon auf meine Geschwister aufpassen und viel Verantwortung tragen- deshalb steht z. B. das Kaffeeservice mir zu.

Vielleicht müssen wir das gelassen hinnehmen. Geschwisterkonflikte gehören zum Leben und brechen auch in solchen Situationen auf.

Welches Erbe wirklich zählt

Ich hoffe, dass alle Betroffene in solchen Situationen auch bedenken: Das letzte Hemd hat keine Taschen.“ Wir können nichts Materielles mitnehmen, aber wir können im Leben anderes weitergeben und vererben. Von einer Generation zur anderen. Nicht nur Materielles, sondern auch unsere Liebe, Wertvorstellungen und den Glauben. Die Liebe, die mir meine Mutter gegeben hat, möchte ich im Herzen bewahren. In schwierigen Situationen möchte ich an ihr Gottvertrauen denken und mich selbst zu solchem Vertrauen ermutigen lassen.

Im Leben und Tod: Gottes geliebte Kinder

Wo wir solche Dinge erben - da sichern wir uns den Geist der Liebe unserer verstorbenen Eltern. Und wichtig ist mir auch die Hoffnung, dass mir einmal das Erbe zu Teil wird, was im Neuen Testament den Kindern Gottes zugesagt ist: Miterbin Jesu Christi zu werden am Himmelreich. Das ist ein großes Versprechen, das Leben verändert. Es wirkt sich bereits jetzt aus. Ich bin sicher, da wird niemand leer ausgehen. Denn wir sind Gottes geliebte Kinder.

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