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Lady Wendy´s Day
Bild: Pixabay/Nika Akin

Lady Wendy´s Day

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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Jedes Jahr ist Lady Wendy’s Day für Ulla und Andreas. Kein offizieller Gedenktag, aber ein persönlicher Dankestag für die Beiden. Sie fahren dazu nach England. Sie besuchen Lady Wendy, wie jedes Jahr. Das hat einen guten Grund. 

Der Unfall von Andreas vor 40 Jahren

Vor 40 Jahren war Andreas, der heutige Ehemann meiner Mitarbeiterin mit seinem Motorrad in England unterwegs. Er ist damals gerade mal 18 Jahre alt. In der Nähe von Stratford hat er einen schweren Unfall und kommt ins Krankenhaus. Davon liest Mrs. Wendy in der Zeitung. Es geht ihr zu Herzen, dass ein junger Mann, ganz allein fern der Heimat, schwer verletzt ist. 
Kurz entschlossen geht sie ins Krankenhaus und fragt ihn. „Kann ich etwas für Sie tun?“ „Ja“, sagt er. 

Wie Lady Wendy ihm hilft

Lady Wendy informiert die Eltern und ist für ihn da. So etwas vergisst man nicht. Gerade auch in einem Land, wo viele Menschen in dieser Zeit, die Deutschen noch sehr stark mit dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung bringen. 

Lady Wendy ist eine besondere Frau. Sie ist nie viel gereist, aber sie kennt sich in der Welt aus. Und vor allem hat sie Mitgefühl. Schon während des Zweiten Weltkrieges hat sie sich in Gefangenenlager begeben und sich um die Soldaten gekümmert. Sie sah in ihnen keine Feinde, sondern Opfer des Krieges. 

Was Ulla und Andreas an Lady Wendy fasziniert

Für Ulla und Andreas ist es mehr als alte Dankbarkeit gegenüber Lady Wendy, die sie jedes Jahr wieder nach Stratford upon Avon zieht. 
Lady Wendy ist inzwischen 92 Jahre alt. Sie hat immer noch eine besondere Ausstrahlung. Und die Begegnung mit ihr berührt Ulla und Andreas jedes Mal wieder neu. Sie haben das Gefühl, dass sie zu einer Quelle des Mitgefühls fahren. Sie schöpfen daraus und geben diese positive Einstellung weiter. 

Eine Fortsetzungsgeschichte vom barmherzigen Samariter?

Vielleicht ist die Lebenseinstellung von Lady Wendy eine Fortsetzungsgeschichte zu der vom barmherzigen Samariter in der Bibel. Der Samariter kommt an einem Verletzen vorbei. Er geht nicht einfach weiter, wird auch nicht zum Gaffer. Er unterbricht seinen eigenen Weg und sein Vorhaben und hilft spontan. Er fragt nicht, ob hier ein eigener Landsmann oder Glaubensgefährte liegt.

Lady Wendy blickt noch weiter. Sie lässt es nicht auf den Zufall ankommen oder darauf, gefragt zu sein oder um Hilfe gebeten zu werden. 

Sie schaut, wo ein anderer Mensch hilfsbedürftig ist und einen Menschen mit Herz und Händen braucht. Sie geht beherzt und mitfühlend auf ihn zu und fragt: „Was kann ich für Dich tun?“
 

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