
Kann das weg?
„Kann das weg?“ Das ist derzeit eine häufig gestellte Frage in unserem Haushalt. Der Hintergrund: Wir ziehen um und müssen unseren Vier-Personen-Familien-Haushalt in ein neues Heim verpflanzen. Umzug – aus reicher Erfahrung weiß ich: Das ist eine ziemliche Herausforderung.
Neue Strukur schaffen
Die mühsam erreichte Ordnung löst sich auf und weicht erst einmal dem Chaos. Im neuen Heim muss erst wieder eine neue Struktur geschaffen; ganz zu schweigen von den Mühen des Einpackens, Kistenschleppens, Möbelaufbauens, des Auspackens und Einräumens – und so weiter.
So einfach ist das gar nicht
Dann sind da auch noch unsere guten Vorsätze. Wir haben uns nämlich zum Ziel gesetzt, gründlich auszusortieren – und gut zu überlegen, welche unserer Besitztümer ins neue Heim mitdürfen und wovon wir uns besser verabschieden. Um Platz zu sparen und Ordnung zu erleichtern. Dabei stelle ich fest: so einfach ist das gar nicht.
Keine Verwendung mehr dafür
Sicherlich, es gibt Gegenstände, die ihr Leben hinter sich haben und guten Gewissens entsorgt werden können. Dann gibt es Gegenstände, die noch brauchbar sind, für die wir aber keine Verwendung mehr haben: Der Fahrradsitz, aus dem die Kinder herausgewachsen sind, ein altes Kinderfahrrad, eine Kühltasche, die wir bei eine Tombola gewonnen haben. Solche Gegenstände lassen sich verschenken, oder wir geben sie an ein Sozialkaufhaus – damit andere sie noch nutzen können.
Die Erinnerung an einen lieben Menschen..
Aber dann wird es schwieriger. Von Büchern kann ich mich kaum trennen, sie sind wie gute Freunde für mich. Und an manchen Gegenständen hänge ich einfach: weil sie mir vertraut sind, weil sie irgendwie immer da waren. Wie das uralte, kleine Körbchen auf meinem Schreibtisch, in dem ich allerhand Krimskrams aufbewahre. Oder ich hänge an Dingen, weil ich mit ihnen eine Geschichte verbinde, die Erinnerung an ein Erlebnis, an einen lieben Menschen.
Der alte große Rucksack ...mein Reisebegleiter
Die bunte Jacke , die meine Tochter an ihrem ersten Schultag getragen hat – die kann ich doch nicht einfach wegwerfen! Genauso wenig die Tasse, mittlerweile mit angeklebtem Henkel, die ich vor vielen Jahren auf einer Reise nach Polen gekauft habe. Oder den alten, großen Rucksack, der jahrelang mein Reisebegleiter war. Ich merke auch: Es fällt mir deutlich leichter, meinem Mann oder meinen Kindern zu erklären, warum dieser oder jener Gegenstand aus ihrem Besitz „weg kann“ – während ich mit den Dingen, an denen ich hänge, viel großzügiger bin.
Ein Stück Leben hinter sich zu lassen
Viele Dinge sind mehr als „nur“ Gegenstände – wahrscheinlich ist es deshalb so schwierig, sich von ihnen zu trennen. Sie haben eine Bedeutung über ihren Nutzwert hinaus, sie schaffen ein vertrauten Rahmen, geben Sicherheit. Und sie stehen für etwas – für Erinnerungen, Erlebnisse, Menschen. Sich von ihnen zu trennen, bedeutet vielleicht sogar auch: ein Stück Leben hinter sich zu lassen, anzuerkennen, dass etwas vorbei ist. Aber es gibt natürlich auch die ganz praktische Seite: Ich kann nicht alles aufheben, irgendwann ist schlicht kein Platz mehr. Und das viele Zeug blockiert irgendwie auch.
Es sind dann wieder nur Dinge
Kann das weg? Bei den vielen Entscheidungen, die diese Frage fordert, hilft es mir, mir bewusst zu machen: Ja, die Dinge sind mehr als Dinge. Aber gleichzeitig: Es sind dann auch wieder nur Dinge. Die Aufmerksamkeit, die guten Gedanken von vertrauten Menschen, die schönen Erinnerungen – sie existieren unabhängig von den Gegenständen und bleiben. Also: Das uralte Körbchen auf meinem Schreibtisch, das werd ich wahrscheinlich behalten – aber von meinem alten Rucksack werd ich mich verabschieden.