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Vom Wert der Konfirmationssprüche
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Vom Wert der Konfirmationssprüche

Sabine Müller-Langsdorf
Ein Beitrag von Sabine Müller-Langsdorf, Evangelische Pfarrerin, Zentrum Oekumene, Frankfurt
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Sie ist nicht mehr die Jüngste. Fast 80 Jahre Leben, da darf die ein oder andere Baustelle im Körper sein. Nun hat es sie dicke erwischt. Eine Niere muss raus. Ich treffe die Frau drei Tage vor dem angesetzten OP-Termin. Sie sagt: „Soll ich das wirklich machen lassen? Wie viele Baustellen denn noch? Was schafft mein Körper? Und wann ist es an der Zeit zu sagen: jetzt reicht´s. Ich könnte auch gehen.“

Josua soll über den Jordan gehen

Wichtige Fragen. Sie kommen an den Übergängen oder an den Grenzpunkten im Leben. Die Frage nach der Kraft. Nach der Zumutung. Nach der Hoffnung. In der Bibel gibt es einen Mann, der auch an einem Übergang steht. Am Jordan. Soll er über den Jordan gehen oder nicht? Ist ja sprichwörtlich geworden, wenn jemand stirbt: „Der geht über den Jordan“. In der Bibelgeschichte ist das aber anders. Josua, der Mann Gottes, soll ein ganzes Volk über den Jordan führen. In ein Land, das Gott diesem Volk verheißen hat. Ein Kamikaze-Unternehmen? Josua jedenfalls scheint zögerlich, ja eher verzagt. Schaffe ich das? Oder sollten wir besser umkehren, hierblieben, abwarten?

Gottes dreifache Zusage

Was ihm Mut macht, ist Gottes Zusage. Dreimal sagt Gott zu Josua: „Sei getrost und unverzagt. Ich will dich nicht verlassen, noch von dir weichen.“ Manchmal braucht es die Wiederholung. Weil Menschen nicht glauben, dass alles gut wird, wenn doch augenscheinlich der Fluss zu groß ist. Oder die OP zu ängstigend. Und weil es auch stimmt, dass Menschen in Flüssen ertrinken. Oder nicht ans rettende Ufer gelassen werden, wie am Fluss Evros in Griechenland. Dort stößt man Flüchtlinge zurück ins Wasser.

Josua ist über den Jordan gegangen. Umsichtig hat er geplant, Vorräte anlegen lassen und die große Anzahl der Menschen in kleine Gruppen eingeteilt, damit sie beisammen bleiben konnten beim Weg über den Fluss. Niemand musste sich allein der Gefahr aussetzen. Und immer wieder wie ein Mantra: „Gott ist mit dir. Fürchte dich nicht.“

Der Konfirmationsspruch

Am Abend vor der OP sendet mir die Frau eine WhatsApp Nachricht. Sie habe sich an ihren Konfirmationsspruch erinnert: „Lass dir nicht grauen und fürchte dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“ (Josua, 1,9). Mehr braucht es nicht. Ich schicke ihr ein Emoji zurück: Ja, „Daumen hoch“.

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