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Jede/r hat Talent
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Jede/r hat Talent

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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SAP sucht Autisten. Diese Zeitungsmeldung hat mich richtig neugierig gemacht. Ein großes Softwareunternehmen wollte Hunderte von autistischen Menschen einstellen, damit diese als Softwaretester, Programmierer oder in der Datenqualitätssicherung arbeiten. Ich fand das zur Abwechslung mal eine richtig gute Botschaft in der Tageszeitung. Menschen, die ansonsten auf ihr Krankheitsbild reduziert werden, werden auf einmal gebraucht. Und das nicht, obwohl sie diese Eigenart haben, sondern gerade, weil sie so sind, wie sie sind. Eine scheinbare Schwäche wird in eine Stärke umgewandelt. Mir sagt das: Jeder Mensch hat ein Talent, und jeder Mensch wird gebraucht.

Fahrräder kostenlos reparieren

Ich denke dabei auch an viele Opas und Omas, die sich noch gerne im Alter um ihre Enkel oder um andere Kinder kümmern. Ich denke an Rentner aus unserer Gemeinde, die eine Speisetafel für Arme in unserem Stadtteil organisiert haben. Ich denke an einen jungen Mann bei uns im Stadtteil, der angeboten hat, Fahrräder für andere kostenlos zu reparieren, und jeden Freitag auf einem Platz in der Nähe unserer Kirche auf Kundschaft wartet. 

Wer nichts macht, macht keine Fehler

Jeder Mensch hat ein Talent, und jeder Mensch wird gebraucht. Ich weiß, dass unsere gesellschaftliche Realität oft anders aussieht. Es gibt Menschen, die davon abgehalten werden, ihr Talent einzubringen, und andere, die es nicht einbringen wollen.  Davon erzählt auch die Bibel:Wer nichts macht, macht auch keine Fehlerverwalter schenkt dreien seiner Knechte Geld, mit dem sie wirtschaften sollen. Dem ersten gibt er fünf Talente – das war damals tatsächlich eine Währung. Dem anderen gibt er zwei Talente. Dem letzten gibt er nur ein Talent. Nach einiger Zeit überprüft der Gutsverwalter, was seine Knechte mit dem Geld angefangen haben. Der mit den fünf Talenten hat weitere fünf Talente erwirtschaftet und wird gelobt, der mit den zwei Talenten hat weitere zwei erwirtschaftet und wird gelobt, der mit dem einen Talent hat nichts erwirtschaftet, er hat sein Geld einfach vergraben – nach dem Motto: Wer nichts macht, macht auch keine Fehler. Diese Haltung aber verurteilt der Gutsverwalter (vgl. Matthäus-Evangelium 25,14-30).

Ich werde gebraucht

Jesus hat dieses Gleichnis einmal erzählt, um die Menschen zu motivieren, aus ihren Talenten etwas zu machen.

Jeder Mensch hat ein Talent, und jeder Mensch wird auch gebraucht. Oft genug wird das Talent von Menschen nicht abgerufen oder entdeckt. Aber es gibt auch die andere Erfahrung: dass ich Talente, die ich habe, nicht einbringe, aus Bequemlichkeit oder weil ich nicht erkenne, dass ich gebraucht werde.

Die Bibel ermutigt mich dazu, Talente bei andern zu sehen und auch zu fördern. Daran denke ich etwa, wenn ich mit Kindern und Jugendlichen arbeite. Aber ich soll auch mein eigenes Talent nicht vergraben, sondern mutig einbringen, da wo ich das Gefühl habe: Ich kann etwas und werde gebraucht.

 

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