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Peter und Paul
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Peter und Paul

Dr. Marco Bonacker
Ein Beitrag von Dr. Marco Bonacker, Katholischer Leiter der Abteilung Bildung und Kultur im Bischöflichen Generalvikariat Fulda
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Als ich für ein Jahr in Rom studiert habe, hatte ich das Glück, in einer Seitenstraße der Piazza Navona zu wohnen, also mitten in der römischen Altstadt. Der tägliche Weg zum Angelicum, meiner damaligen Uni, ging über das Pantheon, über den Corso und die Piazza Venezia mit Blick auf die "Schreibmaschine" zur Via Nationale. Ein Weg, den ich jeden Tag genossen habe, wie überhaupt das ganze Leben in der Ewigen Stadt. Der Weg abseits der Uni führte häufig zum Petersplatz – also in entgegengesetzte Richtung.

Zwei Statuen auf dem Petersplatz

Der weltbekannte Platz ist auch heute noch und immer wieder neu ein Fest für die Augen: die Kolonnaden, die einen förmlich umarmen, und der mächtige und zugleich harmonisch proportionierte Petersdom beeindrucken mich jedes Mal aufs Neue. Steht man als Besucher zentral auf dem Platz und schaut in Richtung des Petersdoms, fallen davor zwei Statuen ins Auge, die ob ihrer unübersehbaren Größe und Positionierung, das Interesse wecken. Zwei Männer stellen sie dar, der eine mit Schlüssel und der andere mit Schwert. Natürlich: Petrus und Paulus. Zu Recht stehen diese beiden ungleichen Heiligen, die Christen im Übrigen heute feiern und derer wir gedenken, in Rom direkt auf dem Petersplatz. Beide sind in besonderer Weise gerade auch römische Heilige. Für beide endetet ihr irdisches Leben in Rom, dem damaligen Zentrum oder Nabel der bekannten Welt. Beide widmeten ihr Leben der Nachfolge Jesu und dürfen für sich in Anspruch nehmen, in ganz unterschiedlicher Weise besonders in seine Nachfolge berufen worden zu sein. Welche äußeren und vor allem inneren Wege haben die beiden zurückgelegt, bis sie nach Rom kamen und heute als das gefeiert werden, was sie sind: die beiden Integrationsfiguren des frühen Christentums. Petrus, so berichten uns die Evangelien, ist ein einfacher Fischer am See Genezareth und auch nicht mehr der Jüngste. Aber durch die Begegnung mit Jesus Christus krempelt er sein Leben um: Er wird zum Menschenfischer, der auch die frühchristliche Mission vorantreibt, und vor allem auch die Heidenmission gegen Widerstände vieler Judenchristen beginnt. Und Petrus prägte wohl auch die christliche Gemeinde in Rom. Das Papsttum beruft sich noch heute auf die Nachfolge Petri.

Vom Saulus zum Paulus

Ganz anders der Weg des Paulus zum ersten, man könnte sagen, Generalsekretär des Christentums. Vom ärgsten Verfolger der frühen Christen wird der gebildete Jude durch eine Berufungserscheinung zum glühenden Anhänger Christi. Seitdem verstand er sich selbst als Zeuge der Auferstehung, obwohl er Jesus in seinem zeitlichen Wirken nie begegnet ist.  

Gewaltsamer Tod

Was Petrus und Paulus trotz aller Unterschiede gemeinsam haben: Sie haben ihr Leben komplett in den Dienst der Nachfolge Christi gestellt. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes begeisterte Jünger des Herrn, die seine Botschaft überall verbreiteten. Kein Weg war zu weit, die Botschaft der Liebe, der Vergebung und der Hoffnung auf das ewige Leben zu verkünden. Beide hatten dazu eine besondere Berufung und eine besondere Glaubwürdigkeit. Und schließlich starben beide eines gewaltsamen Todes in Rom. Doch selbst im Tod unterscheiden sie sich: Während Petrus gekreuzigt wird, der Überlieferung nach aber kopfüber, um nicht das Kreuzesopfer Christi zu wiederholen, wird Paulus mit dem Schwert enthauptet. Er war römischer Bürger und hatte daher das Privileg des schnellen Todes.

Was sagen uns diese ungleichen Apostelfürsten heute, an dem Tag, an dem sie zusammen gefeiert werden? Vielleicht, dass unterschiedliche Wege nach Rom führen, dass es nicht den einen Weg der Berufung gibt, das Christus sich seine Jünger unabhängig von Bildung, Herkunft und Alter beruft. Und dass ich heute und wir alle uns fragen dürfen, wie Gott uns heute in seinen Dienst nehmen will. 

 

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