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Drei in eins
Bild: Pixabay/Gerd Altmann

Drei in eins

Helmut Wöllenstein
Ein Beitrag von Helmut Wöllenstein, Evangelischer Pfarrer, Marburg
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Was habt ihr Christen bloß für einen seltsamen Gott, fragen bei einer Diskussion meine Freunde aus der jüdischen und islamischen Gemeinde. Ihr sagt, es ist einer und dann sind es wieder drei. Vater, Sohn und Heiliger Geist. Was heißt das? - Wir verstehen uns gut, hier in Marburg unter den Religionen. Wir sind uns fast einig, dass es nur einen Gott gibt, und dass wir alle zu demselben Gott beten. Aber dann bleibt doch diese Frage: Wie kann es sein bei den Christen: drei Personen und ein Gott?

Gott ist einer und zugleich mehr als einer

Nun könnte ich sagen: Das ist ein Geheimnis. Wir können es nicht erklären. Und wenn wir etwas von Gott begriffen haben, dann, dass er unbegreiflich ist. Gott ist einer und doch mehr als einer. Menschen machen unterschiedliche Erfahrungen im Glauben. So entsteht das Bild: Gott hat verschiedene Seiten: Gott tröstet und nimmt dir doch nicht alles Schwere ab. Gott ist wie ein Vater und wie eine Mutter und wie Bruder oder Schwester. Gott ist über allem, eine Autorität, machtvoll. Dann aber auch wieder ganz nah, neben dir, in dir.

Für Gottesvielfalt steht die drei: Vater, Sohn und Heiliger Geist

Es sind unendlich viele Seiten, die Menschen von Gott erfahren. Und für diese Vielfalt steht die drei. In der Drei zeigt sich eine Einheit. Ich beobachte das auch im Alltag oder in der Natur: Wasser kann flüssig sein, es kann hart sein als Eis und unsichtbar gasförmig als Dampf, und ist doch immer Wasser. Unser Zeiterleben kennt drei Räume, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Unser Raum kennt drei Dimensionen: Höhe, Breite und Tiefe. All das hat unser Denken geprägt. Wenn wir von jemandem sagen, der kann nicht bis drei zählen, dann ist er einfach dumm. Und wenn einer laut sagt, ich zähle bis drei, dann wissen alle, bei Drei ist das Limit erreicht. So wie es drei Plätze gibt für die Gewinner*innen bei den meisten Wettbewerben: Erster, Zweiter, Dritter. Die drei zählen. Danach kommen noch andere, doch drei sind die Spitze.

Der dreieinige Gott- Bild für den lebendigen Gott

So sprechen wir Christen von einem dreieinigen Gott. Dabei geht es nicht um ein richtiges oder falsches Gottesverständnis, etwa gegenüber anderen Religionen. Es ist für uns das Bild von einem lebendigen Gott. Gott ist nicht nur einer, der er einsam in sich ruht. Gott ist auch kein Paar allein aus Mann und Frau, polar aufeinander bezogen und sich gegenseitig genug. Bei Gott kommt immer noch jemand hinzu. Das bedeutet Lebendigkeit, Entwicklung, Dynamik, Beziehung. Sicher auch Konflikt und Gefährdung – in jedem Fall aber Vielfalt und Reichtum.

Das feiern wir in den Kirchen morgen am Sonntag Trinitatis, zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit.

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