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Der Leib, ein Tempel Gottes
Bild: medio.tv/Klaus-Peter Kappest

Der Leib, ein Tempel Gottes

Helmut Wöllenstein
Ein Beitrag von Helmut Wöllenstein, Evangelischer Pfarrer, Marburg
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Wie haben Sie das Pfingst-Wochenende erlebt? Gab es ein Familientreffen und Gottesdienstbesuche wie zu Weihnachten, oder Urlaub wie zu Ostern? "Zu Pfingsten hat man frei" schreibt der Theologe Manfred Josuttis. Da geht’s raus. Das neue E-Bike ausprobieren. Oder einfach durch den Wald gehen, die Vögel singen hören, das frische Grün bewundern, den Duft einsaugen – also Waldbaden, wie das heute heißt, oder Sonnenbaden auf dem Balkon wie früher, oder echt baden gehen im Freibad. Josuttis meint: An diesem Fest machen alle das, wozu sie Lust haben.

Die Kirche hat lange die Bedürfnisse des Körpers verachtet

Das hört sich entspannt an, ist aber ganz schön gewagt für einen Theologen. Denn Lust hat für uns oft etwas mit dem Körper zu tun. Und damit hatte die Kirche lange Zeit Probleme. Die Bedürfnisse des Körpers wurden verachtet. Mit vielen Verboten hat die Kirche das, was Menschen Spaß macht und was uns auch stark macht, vermiest. Dabei gibt es in der Bibel ganz andere Stimmen: "Wisst ihr nicht, dass euer Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist?" (1 Kor.6,19) fragt Paulus.

Was heißt das: Der Körper ist ein Tempel, ein Gotteshaus?

Was heißt das: Der Körper ist ein Tempel, ein Gotteshaus? Gott wohnt also nicht nur im Himmel, nicht nur in den schönen alten Kirchen und nicht nur in der Natur. Gott wohnt in meinem Körper und in ihrem Körper. Unser Körper ist etwas Heiliges. Einfach so wie er ist. Ohne dass wir ihn erst sportlich trainieren oder kosmetisch bearbeiten. Einfach so sind unsere Körper lauter kleine Tempel. Wenn wir ein Essen genießen, kann das wie ein Gottesdienst sein. Wenn wir lieben, zärtlich oder leidenschaftlich, kann es mit Gott zu tun haben. Und natürlich auch, wenn wir etwas aus unserem Körper machen, ihn zu großartigen Leistungen bringen, ausdauernd laufen, geschickt turnen, uns schön anziehen und bewegen. Der Körper ist ein Tempel des Heiligen Geistes.

Respekt für den Körper und seien bedürfnisse entwickeln

Wer uns das vermiesen will, legt sich mit dem Apostel Paulus an. – Der motiviert mich, noch weiter zu überlegen, welche Konsequenzen das haben kann: Respekt entwickeln für den Körper, den eigenen und den der anderen. Ihn pflegen, gesund halten, liebevoll mit seinen Schwächen umgehen, seine Krankheiten, die Schmerzen und das Altwerden akzeptieren. Nicht so dass es mir egal wäre. Aber doch so, dass ich das, was ich nicht ändern kann, annehme. Denn auch ein alter Tempel, wo es Risse in der Wand gibt und Regen oder Sonne durchs Dach fallen, kann ein besonderer Ort sein, wo ich zu mir komme, Gottes Stimme höre und einfach zuhause bin.

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