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Fahrradspiritualität
Bild: jill_wellington_pixabay

Fahrradspiritualität

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Albert Einstein soll einmal gesagt haben: „Das Leben ist wie Fahrradfahren – um die Balance zu halten, musst du in Bewegung bleiben.“ Das ist ein Bild, das mir als Radfahrerin gefällt und mich inspiriert.

Was war ich stolz, als ich die Stützräder nicht mehr brauchte

Ich weiß noch, wie ich das gelernt habe als Kind, das Fahrradfahren. Damals startete man noch mit Stützrädern, das wird heute längst nicht mehr empfohlen. Was war ich stolz, als ich die Stützräder nicht mehr brauchte und ganz alleine auf dem Weg zwischen den beiden Wohnblocks fahren konnte!

Fahrradfahren: Gut für meine Gesundheit – und die unseres Planeten

Fahrradfahren, das bedeutete damals Spaß, aber auch Freiheit, denn mein Radius und die Geschwindigkeit sind mit einem Mal deutlich größer geworden. Inzwischen bin ich mit dem Fahrrad schon weit rum gekommen: schneller als zu Fuß, aber in einem Tempo, in dem ich meine Umwelt gut wahrnehmen kann, gut für die eigene Gesundheit – und, was ja immer wichtiger wird, gut für die Gesundheit des Planeten. Kein Sprit, kein Strom, nein, meine eigene Muskelkraft bringen mich voran.

Welttag des Radfahrens und Aktion „Stadtradeln“

Wieso ich gerade so Werbung fürs Radfahren machen? Heute, am 3. Juni, ist der Welttag des Radfahrens, ein Tag, an dem sich traditionell die Fahrradverbände für bessere Rad-Infrastruktur einsetzen. Auch die Aktion „Stadtradeln“ in Frankfurt beginnt heute.

Radtour auf Friedenswegen

Und heute starten wir von Pax Christi, der katholischen Friedensbewegung, auch zu unserer jährlichen Radtour, den sogenannten Friedenswegen. Dieses Jahr sind wir rund um Wiesbaden und im Rheingau unterwegs. Da geht es ums gemeinsame Unterwegssein, um Nachhaltigkeit und um Friedensthemen. Ich denke, dieses Jahr werden wir viel diskutieren. 

Radpilgern wird immer beliebter

Auch das Radpilgern wird immer beliebter. Tatsächlich entdecken immer mehr Menschen auch eine spirituelle Dimension des Radfahrens. Das wundert mich nicht, schließlich gibt es Parallelen zwischen dem Radeln und der Gottesbeziehung.

Ein Auf und Ab – wie im richtigen Leben

Zumindest bei mir ist das so: Ich kenne beim Radfahren das Auf und Ab und die Mühen der Ebene. Da gibt es das mühsame Strampeln im kleinen Gang den Berg hinauf, bis ich dann doch absteigen muss, und da sind die herrlichen Flows bei langen sanften Abfahrten, wenn es ewig so weiter gehen könnte. Manchmal bin ich auf den nötigen, geplanten Strecken von A nach B unterwegs und dann gibt es die Spazier-Entdeckungsfahrten, einfach so, aus Lust und Freude. Wie im wahren Leben und wie im Verhältnis zu Gott. Das ist ja auch nicht immer gleich.

Ein Gleichgewicht, dass man nur im schwungvollen Voran halten kann

Madeleine Delbrel, eine fast zeitgenössische französische Christin, die sogar heilig gesprochen wurde, hat dazu ein Gedicht oder Gebet mit dem Titel „Fahrradspiritualität“ geschrieben, aus dem ich gerne die zweite und dritte Strophe zu unserer Ermutigung noch vorlesen möchte:

„Gott, Du hast dir für uns
ein seltsames Gleichgewicht ausgedacht,
ein Gleichgewicht,
in das man nicht hineinkommt
und das man nicht halten kann,
es sei denn in der Bewegung,
im schwungvollen Voran.

Es ist wie mit einem Fahrrad,
das sich nur aufrecht hält, wenn es fährt;
ein Fahrrad, das schief an der Wand lehnt,
bis man sich darauf schwingt
und schnell auf der Straße davonbraust.“

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