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Charles de Foucauld
Bild: jorisamonen_pixabay

Charles de Foucauld

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Vor gut zwei Wochen, am 15. Mai, ist der französische Ordensmann Charles de Foucauld in Rom von Papst Franziskus heilig gesprochen worden.

Auf den Spuren Jesu unterwegs zu sein, war mutig und abenteuerlich

Im alltäglichen Sprachgebrauch klingt „heilig“ ja immer etwas langweilig und bieder, und nicht sonderlich attraktiv. Das war früher anders: Die ersten Christen nannten sich die „Gemeinschaft der Heiligen“ und meinten damit, dass sie auf den Spuren Jesu unterwegs waren. Und das war eher mutig und abenteuerlich als spießig.

Mit Glaube und Kirche hatte er in der Jugend nichts am Hut

Abenteuerlich und mutig war auch das Leben von Charles de Foucauld. Geboren wurde er 1858 in einer reichen französischen Adelsfamilie. Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs Charles bei seinen Großeltern auf. Er war wohl ziemlich frech und aufmüpfig als Jugendlicher. Das Erbe seines Großvaters gab er nach dessen Tod mit vollen Händen aus: Trinkgelage, Partys, Prostituierte, das ganze Programm. Mit Glauben und Kirche hatte er nichts mehr am Hut.

Auf seinen Reisen lernte er Islam und Judentum kennen

Als er dann als Soldat in Algerien war, staunte er über die die islamische Kultur. Später begab er sich an der Seite eines Rabbiners auf eine Art Forschungsreise. Auf abenteuerlichen Wegen lernte er den Norden Afrikas kennen, schrieb auf, was er erlebte und sah. Er bereiste sogar Gegenden, die noch gar nicht in den Landkarten verzeichnet waren. Islam und Judentum hatte er auf der langen Reise also gut kennengelernt. Zurück in Paris machte er sich auf die Suche nach seinen christlichen Wurzeln – und damit änderte sich alles.

Immer auf der Suche und offen für andere Kulturen

Er fand zum Glauben und entschloss sich, nun sein ganzes Leben Jesus zur Verfügung zu stellen: eine andere Form von Abenteuer. Er trat in einen Orden ein, ging zunächst nach Syrien, dann nach Palästina, lebte dort sehr bescheiden und blieb doch immer auf der Suche. Als Priester kehrte er nach Algerien zurück. An verschiedenen Orten, auch im Wüstengebirge lebte und arbeitete er als Vermittler zwischen den französischen Soldaten und der einheimischen Bevölkerung, vor allem dem Volk der Tuareg. Er lernte Tamascheq, die Sprache der Tuareg, und verfasste ein heute noch wichtiges Wörterbuch dieser Sprache. Außerdem sammelte er ihre Gedichte und Geschichten.

Als Priester in Algerien anerkannt von Einheimischen wie Franzosen

Immer wieder konnte er Streitigkeiten schlichten, weil er bei Einheimischen wie Franzosen gleichermaßen anerkannt war. Und trotzdem wurde er bei Unruhen während des ersten Weltkriegs 1916 in seiner Klause ermordet.

Er wollte Bruder aller Menschen sein

Ein Aspekt seiner Spiritualität fasziniert mich besonders: Charles de Foucauld wollte ein „universeller Bruder“, sein, also der Bruder aller Menschen. Dahinter steckt einerseits die Überzeugung, dass Gott in Jesus Mensch wurde und damit allen Menschen nahe ist, egal welcher Herkunft, Religion und Rasse. Andererseits orientiert er sich an Jesus, der vor seinem öffentlichen Auftreten lange Zeit unerkannt und einfach mit den Menschen lebte.

Ganz nah bei den einfachen Menschen

Wie sich ein Leben als universelle Schwester oder universeller Bruder wohl anfühlt?

Die Ordensgemeinschaften der so genannten „kleinen Schwestern und kleinen Brüder Jesu“ versuchen, genau das zu leben. Sie orientieren sich am Lebenszeugnis von Charles de Foucauld, wohnen in kleinen Gruppen und teilen das Leben und die Arbeit mit ganz normalen einfachen Menschen. So sind sie als Christinnen und Christen in der Welt präsent.

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