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Raumschiff Enterprise
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Raumschiff Enterprise

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt
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„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200“, spricht eine Männerstimme ins Universum hinein. Man sieht Planeten wie weiße Leuchtpunkte näherkommen und vorbeigleiten. Die Männerstimme fährt fort: „Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

Vor 50 Jahren begann das Abenteuer Star Trek im deutschen Fernsehen

Mit diesen Sätzen bin ich groß geworden. Als Kinder haben wir „Raumschiff Enterprise“ geliebt und konnten dieses Intro am Beginn jeder Folge auswendig mitsprechen. Heute vor 50 Jahren, am 27. Mai 1972 lief die US-amerikanische Science-Fiction-Serie zum ersten Mal im deutschen Fernsehen. Im Original heißt sie Star Trek, Sternenreise, und wurde bereits Mitte der 60er Jahren gedreht. In den Herzen des deutschen TV-Publikums landete sie etwas später, das aber mit Lichtgeschwindigkeit. Nachdem die ersten 26 Folgen ausgestrahlt waren, wollten die Leute sofort mehr davon.

"Beam me up, Scotty!"

Legendär der Satz „Beam me up, Scotty!“ Das hat Captain Kirk zwar nie wörtlich so gesagt, wenn ihn sein Chefingenieur Montgomery Scott von einem neu erforschten Planeten zurück ins Raumschiff teleportieren sollte. Aber es ist fast zu einem Stoßgebet geworden: „Beam mich hoch! Hol mich bitte irgendjemand hier raus!“

Der Erfolg von Star Trek war größer als der Rassismus einiger amerikanischen TV-Sender

Ich mochte immer besonders, wenn Lieutenant Uhura, die Offizierin für Kommunikationstechnik, auf ihrem Schaltpult die Verbindung zu irgendwelchen Außerirdischen herstellte und sagte: „Sie können jetzt sprechen, Captain.“ Gespielt wurde Lieutenant Uhura von der schwarzen Amerikanerin Nichelle Nichols. Ein paar rassistisch eingestellte Fernsehsender in den USA wollten die Serie deshalb boykottieren. Aber der Erfolg von Star Trek war nicht aufzuhalten.

Die Crew der Enterprise verkörpert die eine Menschheitsfamilie

Auch sonst verkörpert die Crew der Enterprise die eine Menschheitsfamilie. Rassismus und Freund-Feind-Denken haben sie hinter sich gelassen. Steuermann Sulu ist japanischer Herkunft, Sicherheitsoffizier Chekov kommt aus Russland. Das war damals erstaunlich für eine Serie, die in der Zeit des Kalten Krieges entstanden ist. Heute ist es schrecklicher Weise wieder erstaunlich.

Raumschiff Enterprise ist Utopie. Im Weltall funktioniert, woran die Menschen auf der Erde immer aufs Neue scheitern: sich nicht zu bekriegen, sondern friedlich zusammenzuarbeiten und gemeinsam neue Welten zu entdecken.

Frieden ist möglich jetzt und hier auf der Erde

„Wie im Himmel, so auf Erden“ heißt eine Bitte im Vaterunser. Frieden. Der erscheint derzeit so weit entfernt wie der Himmel von der Erde. Ich bin oft resigniert, wie er überhaupt zu schaffen ist. Umso mehr will ich die Hoffnung nicht aufgeben: Frieden ist möglich nicht erst, wenn wir das Jahr 2200 schreiben. Frieden ist nicht nur als Science-Fiction denkbar, Lichtjahre weit weg in fremden Galaxien. Sondern Frieden ist möglich jetzt und hier auf der Erde.

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