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Ich bekomme, was ich brauche
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Ich bekomme, was ich brauche

Heidrun Dörken
Ein Beitrag von Heidrun Dörken, Evangelische Pfarrerin, Senderbeauftragte für den Hessischen Rundfunk
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Vorratshaltung ist wieder in. Die vergangenen zwei Jahre war nicht alles gleich verfügbar, wie Mehl, Öl oder Klopapier. Der alte Spruch hat was: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Verantwortungslos, das nicht zu tun, wo man es kann. Und wenn man es kann. Die meisten hier können wenigstens etwas tun. Während woanders Menschen nur davon träumen, Vorräte anzulegen.

Freundschaft, Vertrauen oder Friede kann man nicht auf Vorrat anlegen 

Es gibt darüber hinaus Lebens-Notwendiges, das ich nicht bevorraten kann. Nirgendwo. Gute Gaben, ohne die niemand auf Dauer leben kann. Das sind Zuversicht und Freundschaft. Dazu gehören Vertrauen und Friede.

Davon erzählt die biblische Geschichte vom Manna, einer Art himmlische Nahrung. Die Geschichte schildert, wie die Israeliten durch schwere Zeiten und Wüsten kamen. Ihre Botschaft ist: Auch wenn wir bestimmte Vorräte nicht anlegen können, sind wir nicht verloren. Ja, mehr noch: Bei so etwas wie Zuversicht oder Vertrauen ist es aussichtslos, es zu versuchen.

Den Israeliten gingen die Vorräte aus

In der Manna-Geschichte entkamen die Israeliten unter Moses Führung der ägyptischen Sklaverei. Sie zogen durch das Meer in die Freiheit und landeten in der Wüste. Darauf waren sie nicht vorbereitet. Die mitgenommenen Vorräte hatten sie bald verbraucht. Und nun? Sie murren. Wenn man sich ohnmächtig fühlt, gibt Schimpfen das Gefühl, man würde wenigstens etwas unternehmen. Was soll ich mit der Freiheit? Was ist das für ein Leben hier? Da war es besser, als wir bei den Fleischtöpfen Ägyptens saßen und Brot hatten!  (2. Mose 16,3)

Erst kommt das Fressen, und dann die Moral

Mose konnte noch so oft sagen: Gott selbst hat uns doch auf den Weg in die Freiheit geführt. Gott wird auch das Überleben sichern. Sonst wäre die Befreiung in der Tat absurd. Doch was helfen Worte, wenn man Hunger hat? Bertolt Brecht hat es bündig gesagt: "Erst kommt das Fressen, und dann die Moral". (Aus der Dreigroschenoper)

Manna, das Brot Gottes - jeden Tag neu

Damals in der Wüste bedeckte am nächsten Morgen etwas Seltsames die Erde: kleine Körner, wie Raureif. Man hu, fragten die Leute. Auf Deutsch: Was ist das denn? Der wüstenerfahrene Mose wusste Bescheid: Das ist das Brot, das euch Gott zu essen gibt: Man hu – Manna. (2. Mose 16,5)

Die Gelehrten streiten, was es war. Manche sagen: Ein essbares Sekret von zähen Wüstenbäumen, den Tamarisken. Doch es geht nicht um eine wissenschaftlich erklärbare Wundernahrung. Es geht um die Erfahrung: Gott gibt das, was durch den Tag bringt. Nur durch einen Tag. Nicht auf Vorrat. Im heißen Klima, so wird erzählt, verdarb das Manna schnell. Vorräte anlegen war also sinnlos.

Unser tägliches Brot gib uns heute

Jesus wird später im Vaterunser sagen: Unser tägliches Brot gib uns heute. Eine Bitte nur für heute. Denn, sagt Jesus: Gott weiß doch, dass ihr zu essen und zu trinken braucht. Sorgt also nicht für den morgigen Tag. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. (Matthäus 6, 32 + 34)

In der Manna-Geschichte ist das Überleben erst einmal gesichert und das Gottvertrauen gestärkt. Für den Moment. Die Zukunft wird neue Zweifel und Gefahren bereithalten.

Vetrauen auf Gottes Hilfe

Ich verstehe das so: Wenn eine Herausforderung kommt, sage nicht zu früh: Mir fehlen die Mittel. Dem bin ich nicht gewachsen. Wenn es so kommt, überspiele deine Ohnmacht nicht mit Murren und Schimpfen. Suche nicht nach einer Versicherung, die es für die entscheidenden Dinge im Leben nicht gibt. Vertraue lieber wie Mose: Gott wird Manna geben! Ich kann nicht für alles einen Vorrat anlegen, aber ich bin trotzdem nicht verloren. Ich hoffe, Gott schenkt das Nötige. Gottes Güte ist jeden Morgen neu.

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