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Prinzip Hoffnung
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Prinzip Hoffnung

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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Sicher gibt es in diesen Zeiten Momente, in denen wir das Wort "Krieg" nicht mehr hören können. Mir jedenfalls geht es manchmal so. Die fürchterlichen Bilder in den Nachrichtensendungen empören mich. Das Leid und das Schicksal, das über so viele Menschen in der Ukraine eingebrochen ist, schreit zum Himmel. Und kein Ende! Der Krieg mitten in Europa geht scheinbar unaufhaltsam weiter.

Wie kann dieser schreckliche Krieg zu einem Ende gebracht werden? Wodurch kann die Gewalt in der Ukraine gestoppt werden? Worauf können die Menschen dort hoffen? Worauf können sie ihre Hoffnung bauen? Die politischen und militärischen Zusammenhänge sind so komplex, dass jede strategische Überlegung weitreichende Folgen hat. Die Rede von einem Atomkrieg oder sogar von einem Dritten Weltkrieg macht die Runde – und macht Angst.

In solchen Situationen versuche ich, mich abzulenken - andere Themen, Bilder oder Impulse aufzunehmen. Sich inspirieren zu lassen von schönen Dingen, die mich auf andere Gedanken bringen können. Ein uralter menschlicher Reflex, der angetrieben wird vom Prinzip Hoffnung. Dieser Reflex ist oft im wahrsten Sinne des Wortes: (über-)lebens-notwendig.

Ein afrikanisches Sprichwort gibt Orientierung

Ein afrikanisches Sprichwort besagt: "Wer die Hoffnung vor seinen Wagen spannt, fährt doppelt so schnell." Ermutigend ist dieses Bild für mich. Ich nehme "Fahrt auf", fahre doppelt so schnell, wenn ich von der Hoffnung getragen werde!

Aber ist das alles nicht naiv? Nach dem Motto "Es wird schon alles gut gehen. Mach dir keine Sorgen!" Ich denke: So einfach ist es nicht. Jedenfalls gehört die Hoffnung als wichtiges Fundament zu unserem Leben. Was wäre die Menschheit ohne Hoffnung?


Als Christen leben wir aus der Hoffnung. Wir glauben, dass Gott uns in Jesus Christus erlöst hat und uns dadurch die Hoffnung in die Welt gebracht hat. Drei starke Motivationen für das Leben sind: Glaube, Hoffnung und Liebe.

Wenn ich mich mit Biografien von Menschen beschäftige, die die Zweiten Weltkrieg erlebt haben, dann findet sich das Prinzip Hoffnung dort oft wieder. In scheinbar aussichtsloser Situation haben sich Menschen an die Hoffnung „geklammert“, um überleben zu können. Ohne zu wissen, wie es weitergehen soll, haben sie in Bunkern oder in Gefangenschaft ausgeharrt, wurden evakuiert, gingen ins Exil oder haben Unterschlupf bei Freunden gefunden, haben gebetet – immer getragen in der Hoffnung, dass sie überleben können.

Meine Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine. Der fürchterliche Krieg muss ein Ende finden. Nur der Frieden kann die Menschen zusammenführen, nicht Gewalt, nicht Terror und nicht Krieg.

So wünsche ich den Menschen in der Ukraine, aber auch Ihnen und mir, dass die Hoffnung so stark ist und bleibt, um auch in schwierigen Zeiten, die das Leben bereit hält, nicht die Zuversicht zu verlieren.

 

 

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