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Die Sehnsucht, groß zu sein
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Die Sehnsucht, groß zu sein

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Vor ein paar Wochen war es wieder so weit. Es ging um einen Weltrekord. Nicht im Sport, sondern im Hotdog-Wettessen. Hotdogs sind diese Würstchen im Milchbrötchen; und die Frage war - wie jedes Jahr in den USA: Wer schafft es, in zehn Minuten die meisten Hotdogs zu verzehren? Gewonnen hat, zum 14. Mal nacheinander, ein 40-jähriger Mann aus Kaliforniern. Er verzehrte in zehn Minuten - Achtung: 76 Hotdogs. Alle acht Sekunden einen Hotdog.

Die Sehnucht nach Rekorden

Es gibt ja eine Sehnsucht nach Rekorden. Viele sehnen sich nach einem Höher, Weiter, Tiefer - worin auch immer. Das Guinness Buch der Rekorde erzielt jedes Jahr eine Millionenauflage. Darin möchte manche gerne den eigenen Namen lesen oder sich anregen lassen, welchen Rekord sie vielleicht aufstellen könnten. Aber es geht da nur vordergründig Rekorde. Die Tiefe der Sehnsucht ist eine andere. Sie heißt: Ich möchte auch wer sein; ich möchte etwas gelten.

Auch die Jünger Jesu wollten Geltung

Auch die Jünger Jesu waren nicht frei von der Sehnsucht nach Geltung (Markus 10,35-45). Einmal bitten zwei Jünger und sagen zu Jesus: Gib uns, dass wir neben dir sitzen dürfen in deiner Herrlichkeit. Das ist eine verständliche und zugleich etwas unverschämte Bitte. Aber die Jünger möchten eben auch wer sein, möchten etwas gelten. Und wenn schon nicht auf Erden, dann wenigstens im Himmel. Jesus versteht die Bitte. Darum gibt er den beiden eine klare Antwort auf die Frage, wann sie wer sind: Wer groß sein will, sagt Jesus, soll euer Diener sein.

"Wer groß sein will, soll euer Diener sein"

Er sagt, dass im Leben mit ihm andere Maßstäbe gelten. Groß ist, wer dienen kann. Groß ist, wer sich für andere auch mal kleinmacht. Wir sind ganz vorne und wichtig, wenn wir anderen Dienste erweisen. Wenn wir uns nicht vor dem Zupacken fürchten bei denen, die in Not geraten sind wie die, die zu uns geflohen sind. Oder wie im vorigen Jahr, als viele den Flutopfern im Ahrtal zu Hilfe gekommen sind. Da ging einem das Herz auf, mitten im Schmerz. Die unbekannten Helferinnen und Helfer waren heldenhaft. Sie wollten einfach dienen, Not lindern. Und, wer weiß, vielleicht bekommen sie dafür einmal einen schönen Platz im Himmel.

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