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Zweierlei Geburtshilfe - für Körper und Geist, für ein gelingendes Leben
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Zweierlei Geburtshilfe - für Körper und Geist, für ein gelingendes Leben

Dr. Susanne Nordhofen
Ein Beitrag von Dr. Susanne Nordhofen, Ehemalige Leiterin eines katholischen Gymnasiums in Königstein/Taunus
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Heute am 5. Mai ist Welttag der Hebammen. Hebammen begleiten Frauen während der Schwangerschaft. Sie leisten Geburtshilfe, betreuen Mütter im Wochenbett und in der Stillzeit. Hebammen helfen mit, dass Mutter und Kind in allen Phasen gesund und stabil bleiben. Mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen dienen sie auch heute noch dem Leben. Deshalb finde ich richtig, wenn dieser wichtige Beruf heute seinen eigenen Gedenktag hat. So bekommt er die verdiente Wertschätzung, vielleicht noch mehr als durch eine bekannte Fernsehserie.

Schöne Gedanken gebären

Im alten Athen entstand eine ganz eigene Hebammenkunst, angeregt durch den Philosophen Sokrates. Während die Hebamme dafür sorgt, dass gesunde Kinder zur Welt kommen, will der Philosoph den Menschen bei der Entbindung schöner Gedanken behilflich sein. Aber was soll das heißen: schöne Gedanken gebären?

Was Sokrates mit Jesus verbindet

Schönheit, Gutes und Wahrheit waren für Sokrates verwandt. Er ging auf dem Marktplatz herum und befragte einzelne Athener öffentlich. Dieses Suchen und Fragen nach der Wahrheit nannte er Maieutik, wörtlich: Hebammenkunst. Was ist Tugend, was ist Tapferkeit, was ist Unsterblichkeit? Seine Fragetechnik führte die Gesprächspartner dazu, über ihr scheinbares Wissen nachzudenken. Wie eine Hebamme das Baby ans Licht der Welt bringt, zog er ihr Unwissen zutage. Er zeigte ihnen: Über vieles hatten sie nicht nachgedacht, sondern Meinungen einfach nur nachgeplappert. Das war weder schön noch gut. Deswegen kamen sie bei Sokrates damit nicht durch. Schließlich wurde es den Obrigkeiten zu viel. Seinen berühmten Satz „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ empfanden sie als Hohn und Spott. Schließlich wurde Sokrates in einem Scheinprozess zum Tod verurteilt - als gottloser Unruhestifter. Sokrates beharrte darauf, nichts Unrechtes getan zu haben. Er wollte das Gericht weder bestechen noch angebotene Fluchtmöglichkeiten nutzen. Er selbst hat keine Lehre aufgeschrieben, sondern eine Haltung verkörpert, die auf das eigene Gewissen setzt. Ich finde: Vieles verbindet ihn mit Jesus.

Jesus sprach in verständlichen Gleichnissen

Auch Jesus hat ja immer wieder die Öffentlichkeit gesucht. Er sprach in gut verständlichen Bildern und Gleichnissen, wie man handeln soll, wenn man Gottes Willen erfüllen will. Jeder und jede wird angeregt zu fragen: Was könnte Gottes Wille in meiner bestimmten Situation sein?

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben

Als Jesus vor Pilatus steht, sagt er über sich: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Pilatus ist philosophisch gebildet und weiß, dass man den Begriff der Wahrheit nicht definieren kann. So fragt er fast resigniert zurück: „Was ist Wahrheit?“ Leider gibt es in dieser Situation keinen weiteren Disput, sondern kurz darauf die Kreuzigung.

Ich darf den Weg zum gelingenden Leben immer wieder neu beginnen

Jesus hatte mehr als eine Lehre - er hat eine Haltung vorgelebt. Leben in Gottes Sinn ist ein Prozess, ein Weg zum gelingenden Leben, den ich immer wieder neu beginnen kann. Für diese Wahrheit stand Jesus kompromisslos ein. Als Christin hoffe ich: Wenn ich Jesus nachfolge, dann führt mich dieser Weg zur Wahrheit, zu Gott, zum ewigen Leben. Dass ich dieses Leben jeden Tag neu beginnen kann, daran will ich mich erinnern, am heutigen Welt-Hebammentag.

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