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Treue und Vertrauen geben Halt - von der Antike bis heute
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Treue und Vertrauen geben Halt - von der Antike bis heute

Dr. Susanne Nordhofen
Ein Beitrag von Dr. Susanne Nordhofen, Ehemalige Leiterin eines katholischen Gymnasiums in Königstein/Taunus
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Argos heißt der berühmteste Hund der Literaturgeschichte. Sein Herr war der griechische Held Odysseus. Odysseus brauchte zwanzig Jahre, bis er nach Krieg und Irrfahrten wieder in seiner Heimat ankam. Um die Lage zuhause erst einmal zu beobachten, verkleidete er sich, denn niemand sollte ihn zu früh erkennen. Das klappt zunächst auch ganz gut, bis der altersschwache Wachhund ihn doch erkennt. Argos liegt in einer Ecke des Palasts auf einem Misthaufen. Er erhebt sich noch einmal mit letzter Kraft, wedelt mit dem Schwanz, hebt die Ohren und stirbt.

Argos ist ein wunderbares Beispiel für Treue und Vertrauen. Es zeigt, wie es eigentlich unter den Menschen zugehen sollte. Aber zwischen Hund und Herrn, Mensch und Tier scheint es mitunter einfacher zu sein als unter den Menschen.

Treue an guten und schlechten Tagen

Im Mai werden wieder viele Hochzeiten gefeiert. Wegen der Corona-Pandemie mussten viele Hochzeitsfeiern verschoben werden und werden jetzt zum Teil nachgeholt. Die Vorbereitungen halten die Brautleute und die Familien ganz schön auf Trab. Wer kirchlich heiratet, verspricht sich im Gottesdienst die Treue - an guten und an schlechten Tagen. „Bis der Tod uns scheidet“, heißt es da. Das ist ein hoher Anspruch. Die Brautpaare nehmen sich das fest vor. Aber niemand ist perfekt. Das Leben geht oft seltsame Wege. Manchmal gibt es Versuchungen, denen man nicht widerstehen kann. Was passiert, wenn die Treue gebrochen wird? Wenn ein Versprechen nicht mehr gilt? Treue und Vertrauen sind nicht teilbar. Ein bisschen mehr oder weniger davon gibt es nicht. Wie lässt sich im Krisenfall doch wieder neuer Mut fassen?

Prinzipienfest, aber nicht kleinlich

Heute, am 4. Mai, feiert die katholische Kirche den Namenstag der heiligen Monika. Sie war die Mutter des heiligen Augustinus und eine gläubige Christin geworden - viel früher als ihr Sohn. Augustinus hingegen führte als junger Mann ein Dasein als Lebemann und Karrierist. Seine Mutter war damit ganz und gar nicht einverstanden. Monika war prinzipienfest, aber nicht kleinlich. Bei aller Kritik hielt sie immer treu zu ihm. Ihr Vertrauen galt ihrem Sohn als Person, nicht seinen Taten. Als er sich nach vielen Jahren schließlich doch taufen ließ, war sie überglücklich. In seinen Lebenserinnerungen, den berühmten Confessiones, hat der spätere Kirchenlehrer seiner Mutter ein liebevolles Denkmal gesetzt.

Jesus gibt Menschen eine neue Chance

Jesus rechnet mit der Unvollkommenheit der Menschen. Die Bibel ist voller Geschichten, in denen schuldbeladene Menschen eine neue Chance bekommen, wenn sie sich ändern und umkehren. „Gehe hin und sündige nicht mehr!“, sagt er zu der Ehebrecherin. Das gilt auch allen anderen. Er macht vor, wie neues Vertrauen möglich ist. Jesus ist der treue Anwalt des Lebens.

Vorbilder für Treue: Hund Argos und die Heilige Monika

Treue und Vertrauen sind Haltungen, die Halt geben. Der Hund Argos, die Heilige Monika – beide haben das auf ihre Weise geliebten Menschen gegenüber getan. Und so bin auch ich dankbar für die Menschen, die mir vertrauensvoll begegnen, mir ihre Treue zeigen, dann fühle ich mich geborgen. Und ich wünsche mir natürlich, dass auch ich diese Haltungen leben und weitergeben kann.

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