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Vor Palmsonntag
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Vor Palmsonntag

Dr. Marco Bonacker
Ein Beitrag von Dr. Marco Bonacker, Katholischer Leiter der Abteilung Bildung und Kultur im Bischöflichen Generalvikariat Fulda
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Morgen ist Palmsonntag. An diesem Tag gedenken Christen dem Einzug Jesu in Jerusalem. Auf einem Esel zieht er in die Stadt ein – damit erfüllt sich nicht nur die Verheißung des Alten Testaments, sondern Jesus setzt sein Königtum augenfällig ins Bild: Jesus kommt nicht einfach als mächtiger König daher, waffenstrotzend auf einem prächtigen Pferd. Er ist ein wahrer Friedensfürst, er entsagt der weltlichen Macht und wählt ein treues Arbeitstier, das für eher Demut steht, aber durchaus auch störrisch sein kann. Die Menschen in Jerusalem sind begeistert und feiern Jesus bei seinem Einzug: "Hosanna dem Sohn Davids! / Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. / Hosanna in der Höhe!", rufen sie.

Diese Feierstimmung schlägt, wie wir wissen, schnell um. Der Palmsonntag läutet die Karwoche ein, in der wir besonders auch das Leiden und den Tod Jesu in den Mittelpunkt stellen. Vom "Hosanna zum Kreuziget ihn" ist es kein langer Weg. Jesus weiß das, er weiß, dass er in Jerusalem seinem Leiden entgegengeht. Er selbst sagt: "Die Stunde ist gekommen, da der Menschensohn verherrlicht wird. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht." Die Hochstimmung, der Jubel und das Feiern während des Einzugs Jesu in Jerusalem kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es der Beginn des Leidesweges ist, der am Ende aber Auferstehung und ewiges Leben Wirklichkeit werden lässt.

Symbolisch wird mir ganz persönlich die Verschränkung von Hochstimmung am Palmsonntag und dem Gedenken an Leid und Sterben besonders durch die Palmzweige deutlich, die die feiernde Masse zur Begrüßung Jesu schwenkt. Stehen Sie am Palmsonntag mit ihrem frischen Grün noch für pralles Leben, für die Verehrung Gottes und den festlichen und hoffnungsvollen Charakter des Tages, sind sie in vielen Regionen der Weltkirche, wenn sie trocken und ausgedörrt sind, die Grundlage für die Asche, die am Aschermittwoch über die Häupter gestreut wird. Der Palmsonntag mit seiner Hochstimmung verweist damit bereits auf Ende und Vergänglichkeit und nicht zuletzt auf den Beginn der neuen Fastenzeit im nächsten Jahr. Der Jahresfestkreis der Kirche nimmt mich so dinglich und greifbar mit hinein in das Geheimnis der Menschwerdung Gottes, seinen irdischen Weg, der über Jerusalem und den Kreuzweg und seinen Tod am Kreuz schließlich zur Herrlichkeit der Auferstehung führt.

Jedes Jahr neu dürfen wir Zeugen werden für das Wirken Jesu auch an uns, indem wir seine Wege mitgehen dürfen. Man könnte sagen, das ist lange her, die Wege Jesu, die wurden doch vor 2000 Jahren schon gegangen. Aber in Wirklichkeit vollzieht sich dieser Weg in jedem Menschen neu. In mir und in Ihnen. Immer wieder können und müssen wir uns verorten auf welcher Seite der Geschichte Jesu wir stehen. An seiner Seite zu stehen, so viel ist sicher, ist nicht immer der bequemste Weg. Aber sicher ist auch, dass es der Weg der Wahrheit, der Hoffnung und des Lebens ist. 

 

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