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Schule, Bildung und Kirche
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Schule, Bildung und Kirche

Dr. Marco Bonacker
Ein Beitrag von Dr. Marco Bonacker, Katholischer Leiter der Abteilung Bildung und Kultur im Bischöflichen Generalvikariat Fulda
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Heute gedenken Katholiken dem Heiligen Jean Baptiste de la Salle. Ein in Deutschland nicht ganz so bekannter Heiliger. Und dennoch wird an ihm besonders deutlich, was Kirche in ihrer jeweiligen Zeit und in der Gesellschaft leisten kann. De la Salle ist der Begründer der Kongregation der Brüder der christlichen Schulen. Als junger Priester erkannte er Ende des 17. Jahrhunderts den Wert der Schulbildung gerade auch für arme und bedürftige Menschen. Jeder sollte Zugang zu Bildung und Entwicklung haben; das war sein Credo! Er ließ in den Schulen, die er gründete, im Klassenverband unterrichten - bis dahin war Bildung häufig nur privilegierten Menschen zugänglich, die oft einzeln unterrichtet wurden. Was De la Salle antrieb, war die Idee der breiten Volksbildung, weswegen auch nicht Latein, sondern Französisch Unterrichtssprache wurde. Dies prägte auch die französische Schullandschaft als Ganzes. De la Salles Pädagogik war geprägt durch Bodenständigkeit, die Nähe zum Menschen und der Vision, dass durch Bildung die Würde jedes einzelnen Menschen Gerechtigkeit erfahren kann. Vor allem aber ist sein Antrieb die christliche Nächstenliebe gewesen, die sich für ihn im Konkreten da zeigte, wo gerade junge Menschen sich Entwickeln und Entfalten wollen.

Ihnen diesen Raum zu geben, das war der große Verdienst Jean Baptiste de la Salles. Sein Erbe ist durch über 4000 Schulbrüder in aktuell 79 Ländern weiter lebendig. Noch heute lernen und leben durch seine Idee tausende junge Menschen für sich und für das Leben. Neben den formalen Abschlüssen, die sie dort erwerben, dürfen die Schüler auch erfahren, dass die Suche nach Wissen und die Suche nach Gott keine Gegensätze sind. 

Kirche und Bildung wurden von De la Salle und vielen andere Persönlichkeiten der Kirche als Einheit betrachtet. Das katholische Schulwesen ist für viele Länder ein wesentlicher Bildungsfaktor geworden - bis heute.

Bildung und Kirche, das ist, entgegen mancher Kritik, eine fast natürliche Verbindung. Überall wo das Christentum heimisch wurde, gründeten Orden und Gemeinschaften Schulen und Seminare. Das im gar nicht so dunklen Mittelalter begründete Universitätswesen ist ohne die Kirche und ihr Bildungsethos nicht möglich und auch heute noch ist die Kirche Trägerin zahlreicher Bildungseinrichtungen für alle Schulformen. In ihren Hochschulen und schließlich auch als Förderin des lebensbegleitenden Lernens in der Erwachsenenbildung erkennt sie ihre bleibende Aufgabe. Bildung stand und steht im Zentrum kirchlichen Handels. Blicken wir auf Person und Wirken Jean Baptiste de la Salles können wir sagen, dass er die Zeichen seiner Zeit erkannt hat. Die spannende Frage für uns heute ist, was die Kirche im Bereich der Bildung heute beitragen kann. Die Antwort ist vielleicht mehr denn je, dass kirchlich getragene Bildung den ganzen Menschen als von Gott geschaffene und geliebte Person in den Fokus rückt. Jeder Mensch ist berufen, die Wahrheit zu suchen, die immer auch die Gottesfrage einschließt. Christliche Schulen sind dafür gerade heute entscheidende Orte ganzheitlicher Bildung. 

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