Beitrag anhören:
Gott lehrt lachen
GettyImage/Halfpoint

Gott lehrt lachen

Ein Beitrag von Dr. Christine Lungershausen, Evangelische Pfarrerin, Eschborn
Beitrag anhören:

Zurzeit gibt es nicht viel zu lachen, wenn man an die Weltpolitik denkt. Trotzdem, gerade deshalb: Humor ist wichtig. Mein Schwiegervater in spe ist Experte für Humor und Witz. Er ist vor 83 Jahren am 1. April geboren. Wie viele Aprilscherze hat er schon gehört.

Spaghettibäume

Auch diesen von der BBC aus den fünfziger Jahren: „Spaghettibäume! Neu anzubauen in Großbritannien. Man muss sie nur mit Tomatensoße übergießen. Dann wachsen Nudeln als Früchte von den Ästen.“Tatsächlich meldeten sich wenig später Zuschauer mit der Frage, wie man sie denn anbauen könne, die Spaghettibäume. Zu ernten waren statt der Spaghetti vor allem Lacher.

Woher kommt das Sich-in-den-April schicken?

Obwohl man sich am heutigen Tag seit vielen Jahren in Europa, den USA und anderen Ländern gegenseitig veräppelt, ist bisher unklar, auf welchen Scherz genau der Tag zurückgeht. Das Wetter allein, das mache, was es will, kann es wohl nicht sein. Denn den 1. April gibt‘s als Scherztag auch dort, wo die Wetterlage zu dieser Jahreszeit dauerhaft stabil ist.

Mein Schwiegervater fragte mich, ob dieser Tag irgendwas mit dem christlichen Glauben zu tun habe. Nicht direkt. Aber: Glaube kann Humor und Leichtigkeit geben.

Hanns Dieter Hüsch - ein Kabarettist mit Glaube und Humor

Einer, von dem ich das gelernt habe, ist Hanns Dieter Hüsch. Er war ein Kabarettist vom Niederrhein. Er hat einmal poetisch gesagt, wie Glaube ihm Leichtigkeit und Humor im Leben gibt: „Was macht, dass ich so fröhlich bin, in meinem kleinen Reich? Ich singe und tanze hin und her, vom Kindbett bis zu Leich. Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält? Weil mich mein Gott das Lachen lehrt, wohl über alle Welt“.

"Weil mich mein Gott das Lachen lehrt, wohl über alle Welt"

Ich liebe diese Worte. Sie drücken für mich eine positive Kraft aus, die Glaube haben kann: „Weil mich mein Gott das Lachen lehrt, wohl über alle Welt“. Leicht wird mir, weil ich glaube: Gott ist die Liebe. Gott misst an der Liebe alles. Das lehrt mich erleichtert lächeln, weil ich auf Gottes Maßstab der Liebe setze. Wenn ich mal wieder denke oder fühle: „Ich genüge nicht. Es reicht nicht aus.“ Dann hilft es mir zu glauben: „Gott liebt mich. Und auch den oder die, die es mir gerade schwermacht.“ Damit ist das Problem noch nicht gelöst, aber mir wird leichter.

Mit mehr Leichtigkeit durchs Leben gehen

Ich wünsche mir, mit mehr Leichtigkeit durchs Leben zu gehen. Wenn etwas schief läuft beruflich, muss weder meine Trägheit schuld sein noch jemand aus unserem Kollegenteam. Ich stelle mir vor, dass es mit dieser Einstellung leichter fällt und ich dann die Widersprüche, in die mich das Leben verstrickt, nicht ganz so ernst nehmen müsste.

Diktatoren und Autokraten fürchten Witz und Leichtigkeit

Und auch bei ernsten Dingen, bei denen einem das Lachen vergeht, denke ich daran: Diktatoren und Autokraten fürchten Witz und Leichtigkeit. Kaum etwas ist für sie so schlimm, als lächerlich zu sein. Humor war schon immer ein besonders feines Stilett.

In Zeiten wie diesen, in denen vieles besonders müde und beschwerlich ist, wünsche ich mir das: Dass mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren