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Worauf wir hoffen können
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Worauf wir hoffen können

Ein Beitrag von Dr. Christine Lungershausen, Evangelische Pfarrerin, Eschborn
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Gerald ist müde und abgekämpft. Der starke, lebenserfahrene Mann ist der beste Freund meines Verlobten. Er ist tätig für die Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika. Er rief an, ob wir mal wieder reden könnten und sagt dann: „Worauf kann man denn für diese Welt noch hoffen? Ich habe jetzt fast 25 Jahre in Ruanda und Uganda gearbeitet. Und trotz guter Entwicklungsarbeit habe ich das Gefühl, dass wir nur in den Abgrund hineinarbeiten. Korruption, Krankheiten, Überbevölkerung, Dürren... Es wird nur schlimmer.“ Er holt Luft. „Mir fehlt die Aussicht, dass es besser werden kann.“ Er atmet aus und wir sind für einen Moment nur still.

Worauf können wir hoffen?

Wir sprechen weiter und kommen immer wieder zu dieser Frage: Worauf können wir hoffen? Was ist im Blick auf diese Welt von Gott zu erwarten – wenn man denn auf Gott setzen will? Ich merke, dass ich mich schwertue dabei. Vielleicht ist das so, wenn man von so großen Dingen spricht: Worauf können wir hoffen?

"Neuschöpfung": Gott erhält jeden Tag die Welt und schöpft neu

Es gibt eine Glaubens-Hoffnung, die Theologinnen und Theologen ausdrücken mit dem Wort „Neuschöpfung“. Also nicht nur Schöpfung Gottes am Anfang der Welt, sondern Neuschöpfung. Gemeint ist: Gott hat die Macht, die Welt zu erschaffen. Gott setzt die Schöpfung dem Chaos entgegen. Damals am Anfang der Welt und weiterhin: Gott erhält jeden Tag die Welt. Und Gott schöpft neu.

Die Erzählung von den sieben Schöpfungstagen

Erzählt wird das auf den ersten Seiten der Bibel, in der Erzählung von den sieben Schöpfungstagen: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde." Diesen Satz haben Menschen im alten Israel aufgeschrieben, als die meisten des Volkes im Exil waren. Was Chaos ist, wussten sie nur zu gut: Sie waren vertrieben aus ihrem Land, ihr Heiligtum war zerstört und die Zukunft war unsicher. Da wenden sie den Blick zurück, um sich zu bestärken: Am Anfang schon schuf Gott Himmel und Erde. Damit richten sie ihren Blick auch nach vorne. Sie hoffen: So wird Gott es wieder machen, Gott wird Himmel und Erde erhalten und irgendwann neu schaffen, dem Chaos entgegen.

Was aus der Welt wird, ist auch Gottes Sache

Die Idee der Neuschöpfung hilft mir auch heute. Sie sagt mir: Gott hat die Macht, die Welt zum Guten zu verwandeln, auch im Chaos, auch wenn wir eine Welt mit Hitze, mit Überbevölkerung, vielen Krankheiten und Korruption erleben.
Bei allem, was wir tun, um diese Welt besser zu machen, bei allem, was ich tue, ist Gott mein Gegenüber. Was aus der Welt wird, ist auch Gottes Sache. Nicht nur unsere.

Gottes Handeln ist wie ein Hintergrund

Gerald und ich sprechen weiter, und ich merke, er wird entspannt. Er sagt: „Neuschöpfung. Etwas daran hilft mir: Es ist auch Gottes Sache, die Welt zu erhalten und zu retten. Gottes Handeln ist wie ein Hintergrund. Vor diesem Hintergrund tue ich Meins dazu.“

Wir reden weiter. Am Ende sagt Gerald: „Es hilft mir, bei meinem Einsatz nicht nur auf mein Handeln zu schauen. Ich setze auch auf Gott. Der wird seine Welt erhalten und vielleicht sogar neu schaffen. Auf dem Hintergrund kann ich leichter etwas tun. In Uganda, Ruanda, auch hier bei uns in Deutschland. Den Rest überlasse ich Gott.“

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