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Starke Frauen und die Rettung der Welt
Bild:Pixabay

Starke Frauen und die Rettung der Welt

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Heute in neun Monate ist Weihnachten. Deswegen feiert die katholische Kirche einen besonderen Festtag. 25. März, Mariä Verkündigung oder auch: „Verkündigung des Herrn“. Die Bibel erzählt dazu: Der Erzengel Gabriel kommt zu Maria und verkündet ihr: Du wirst einen Sohn bekommen, er wird Jesus heißen und der Retter der Welt sein. Viele berühmte Gemälde gibt es, auf denen diese Szene dargestellt wird: von Fra Angelico zum Beispiel, das Bild hab ich vor vielen Jahren mal in San Marco in Florenz bewundert. Die berühmte Antwort Marias auf die Verkündigung des Engels lautet: „Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du gesagt hast.“ (Lukasevangelium 1,38)

Maria, die gehorsame Magd

Ich bekomme bei diesen Worten, ehrlich gesagt, meist ein mulmiges Gefühl. Denn die gehorsame Magd, die das sagt: Sie war über Jahrhunderte ein Argument dafür, dass nicht nur Gott, sondern auch die Herren der Welt mit den Frauen machen konnten, was sie wollten. Sie bestimmten zum Beispiel, ob Frauen arbeiten durften – bis vor rund 50 Jahren galt das so für die Ehefrauen in der Bundesrepublik Deutschland. Über Jahrhunderte wurden Frauen klein gehalten – und zum Teil werden sie es noch immer. Auch in der katholischen Kirche sind Frauen nicht gleichberechtigt. Und bis in unsere Zeit wird dabei mit Maria, der gehorsamen Magd, argumentiert.

Gott hat mich groß gemacht

Gott aber will die Frauen nicht klein sehen, schon diese Maria damals nicht. Ein paar Zeilen später in der Bibel singt die schwangere Maria ein großartiges, selbstbewusstes Lied, das „Magnificat“. Das Wort Magnus ist Latein und bedeutet: groß. Magnificat heißt: Es möge groß werden. Maria lässt in ihrem Lied Gott groß sein. Aber nicht nur das. Sie feiert auch, dass Gott sie, die Maria, groß sein lässt. „Der Mächtige hat Großes an mir getan“, heißt es da (Lukasevangelium 1,49). Gott hat mich groß gemacht. Und aus der niedrigen Magd wird eine Frau, von der es heißt: „Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.“ (Lukasevangelium 1,48)

Das Magnificat geht dann übrigens auch noch sehr kraftvoll und kritisch weiter, es ist fast ein Revolutionslied. „Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“, heißt es da. (Lukasevangelium 1,52)

Am besten zu einer Frau

Es ist wahrlich keine kleine, schwache Magd, die da singt und es mit den Mächtigen aufnimmt. Für mich ist diese Maria eine starke Frau. Davon gibt es in der Bibel etliche. Schon einige Jahrhunderte vor Maria wird zum Beispiel eine Frau ähnlich ehrfurchtsvoll gegrüßt wie sie: „Meine Tochter, du bist von Gott, dem Allerhöchsten, mehr gesegnet als alle anderen Frauen auf der Erde!“ (Judit 13,18). Judit wird so angesprochen, vom israelitischen König Usija. Sie hat da gerade dem feindlichen König Holofernes den Kopf abgeschlagen und damit das Volk Israel vor der Vernichtung gerettet – auch nicht gerade eine schwache, demütige Frau.

Gott beruft immer wieder starke Frauen. Er macht die Frauen groß. Er - oder sie -  weiß wohl: Wenn es um die Rettung der Welt geht, schickt man den Erzengel Gabriel am besten zu einer Frau.

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