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Oscar Romero, Heiliger der Armen
Bild: A.Pohl_Adveniat

Oscar Romero, Heiliger der Armen

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Es gibt nicht viele katholische Heilige, über die ein Kinofilm gedreht wurde. Der Mann, der heute am 24. März im katholischen Kalender steht, ist so ein Heiliger: Oscar Romero. Ich hab den Film über ihn vor vielen Jahren gesehen, und er hat mich sehr beeindruckt. Der Film erzählt die Geschichte des Priesters Oscar Romero in El Salvador. Am Anfang ist er ein ziemlich braver und konservativer Geistlicher. Fast naiv unpolitisch. Er macht Karriere, 1977 wird er Erzbischof von San Salvador - als einer der Wunschkandidaten der Konservativen und Oligarchen.

Er hat mir die Augen geöffnet

Aber dann verändert sich Oscar Romero, der Film zeigt das gut. Immer mehr bekommt er mit, wie die Bevölkerung in El Salvador unterdrückt wird, wie brutal die Militärdiktatur gegen die Menschen vorgeht. Und dann gibt es diesen Schlüsselmoment: Ein Freund von ihm, Rutilio Grande, wird ermordet vom Militär. Romero sagt später einmal: „Wenn sie ihn für das umgebracht haben, was er getan hat, dann muss ich selbst denselben Weg gehen. Rutilio hat mir die Augen geöffnet.“

Das „Wunder Romero“

Und so wird Oscar Romero ein Bischof an der Seite der Armen und des salvadorianischen Volkes – und ein scharfer Kritiker der Militärdiktatur. Er weigert sich, an offiziellen Veranstaltungen teilzunehmen, auch der Amtseinführung des salvadorianischen Präsidenten bleibt er fern. Er predigt über soziale Gerechtigkeit und die Rechte der Armen. Seine Veränderung ist so ungewöhnlich, dass manche vom „Wunder Romero“ sprechen.

Ein Schuss kracht...

Aber die Veränderung hat auch einen Preis: Romero bekommt Todesdrohungen, in seinem kirchlichen Rundfunksender geht eine Bombe hoch. Und dann, am 24. März 1980, heute vor 42 Jahren, steht er am Altar und feiert Gottesdienst. Er predigt über das Evangelium vom Weizenkorn, das in die Erde fallen und sterben muss, um reiche Frucht zu bringen. Ein Schuss kracht – Erzbischof Oscar Romero bricht blutüberströmt am Altar zusammen und ist tot.

Einer der wichtigsten Heiligen...

Mit dieser furchtbaren Szene endet der Film über ihn. Für das Volk von El Salvador ist einer von ihnen gestorben, Romero wird schnell ein Heiliger für die Menschen dort. In Rom braucht man eine Weile, um ihn so zu sehen. Papst Franziskus spricht ihn im Oktober 2018 heilig.

Für mich ist dieser Oscar Romero aus El Salvador einer der wichtigsten Heiligen – und ein Vorbild. Auch durch die Veränderung, die er durchgemacht hat. Selbst ein Heiliger weiß und fühlt nicht immer alles gleich richtig. Er kann Mitgefühl und Gerechtigkeitsgefühl entwickeln. Er kann immer mehr wagen, sich für andere einzusetzen.

Vorbild für Veränderung und Mitgefühl

Und dieser Oscar Romero war einer, der seinen Glauben ganz im Dienst der Menschen verstanden hat. Der immer mehr begriffen hat: Ich kann meinen Glauben nicht an der Not der Menschen vorbei leben. Ein Heiliger der Armen war er. Bis heute inspiriert dieser Oscar Romero deswegen die Menschen – und gar nicht nur Christinnen und Christen. Viele setzen sich in seiner Nachfolge für gerechte Verhältnisse ein, in Mittelamerika und überall auf der Welt. Für mich und für viele andere ist er ein Vorbild für Veränderung und für Mitgefühl.

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