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Ein Kompass fürs Leben
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Ein Kompass fürs Leben

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Pfarrerin, Leitung Evangelisches Forum Kassel
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"Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?" Was für eine Frage, die Jesus da seinen Jüngern stellt! Ist das denn möglich, die ganze Welt zu gewinnen? Ist das möglich, ohne selbst dabei Schaden zu nehmen? Und was hülfe das denn der ganzen Welt? Ist das ein erstrebenswertes Ziel?

Jesus stellt seinen Jüngern eine Frage

Solche Fragen stellt Jesus seinen Jüngern mitten auf dem Weg. Sie sind davon total überrascht. Sie laufen gerade gemeinsam in Richtung Jerusalem. Jesus weiß, was ihm dort bevorsteht. Aber die Jünger sehen das nicht. Sie fühlen sich stark und mutig. Sie sind eine Bewegung geworden. Mit jedem Tag werden sie mehr. Mit Jesus werden sie Großes in Gang setzen, so denken sie. Und dann stellt Jesus diese Frage: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?

Worauf kommt es im Leben an?

Diese Worte fragen danach, worauf es im Leben ankommt. Geht es darum die Bewunderung und Anerkennung anderer zu gewinnen, koste es, was es wolle? Geht es darum möglichst viel Geld zu machen, damit man sich alles kaufen kann, was man haben will? -  Es geht um die Ziele, die man im Leben verfolgt und es geht um den Preis, den man dafür zu zahlen bereit ist.

Mein Lebensmotto

Für mich ist dieser Satz so etwas wie ein Lebensmotto geworden. Ich habe ihn in meinem Hinterkopf eingelagert. So begleitet er mich durch meinen Alltag. Manchmal schiebt er sich nach vorne. Etwa wenn ich spüre, dass ich mich in Arbeit verliere oder auch verkämpfe, die am Ende kein zufriedenstellendes Ergebnis hervorbringt. Dann bleibe ich manchmal wie leer zurück. Ich höre ihn auch als bohrende Frage, wenn mir zu wenig Zeit für meine Familie oder für meine Freunde bleibt. Was ist wichtig im Leben? Der Satz stellt meine Entscheidungen für das eine oder andere in Frage. Er erinnert mich aber vor allem daran, dass ich nicht unbegrenzt Zeit und Kraft habe. Ich muss abwägen, wem oder welcher Aufgabe ich meine Zeit und Kraft widme. Und er fragt danach, was ich selbst brauche, was meine Seele braucht, um dabei keinen Schaden zu nehmen.

Jesu Wort als Kompassnadel

Dieser Satz mit den vielen Konjunktiven – hätte, könnte, würde – ist für mich ein Korrektiv. So etwas wie eine Kompassnadel, die, ganz egal wie man sich dreht oder wendet, immer in die gleiche Richtung weist. Gehen muss man dann alleine und sich den Weg suchen. Aber man verliert nicht die Orientierung. Gerade in Zeiten, wo vieles auf einen einstürmt, wo man persönlich gefordert ist, wo die Arbeit Druck macht, ist es gut, sich von Zeit zu Zeit dieser Frage zu stellen. "Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?" Mir hilft das, die Dinge richtig einzuordnen und ein gutes, seelenverträgliches Maß für mein Leben zu finden.

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