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Geduld, Geduld
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Geduld, Geduld

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Evangelische Pfarrerin, Kassel
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Schon seit ihrer Kindheit war die junge Frau sportlich unterwegs.

Kreuzbandriss - da braucht es viel Geduld

Und jetzt das. Bei einem Sprung unglücklich aufgekommen und umgeknickt. Die bittere Diagnose: Kreuzbandriss. Krankenhaus, Operation, Schmerzen. Wochenlang an Krücken gehen. Und noch viel länger Physiotherapie. Das braucht Geduld. Viel Geduld. Zu Anfang geht es noch. Da spürt sie Fortschritte. Irgendwann geht es auch wieder ohne Krücken. Aber bis das Bein wieder voll belastbar und voll beweglich ist, dauert es lange. Sehr lange. Das ist schwer auszuhalten. Da heißt es: nicht den Mut verlieren. Geduldig und beharrlich dranbleiben.

Um Geduld geht es auch in einem Gleichnis, das Jesus erzählt

Um Geduld geht es auch immer wieder in den Reden Jesu. Und darum, was riskiert oder sogar zerstört werden kann, wenn Geduld fehlt!

Einmal erzählt Jesus den Menschen ein Gleichnis. Es geht darin um einen Bauern. Der hat im Frühjahr guten Samen eingekauft. Nun geht er damit zu seinem Acker und sät ihn aus. Er hat Erfahrung. Er macht es ordentlich und genau. Dann geht er nach Hause. Mit gutem Gefühl. Jetzt muss es nur noch wachsen. Er hat sein Teil dazu getan. In der Nacht, so erzählt es Jesus, kommt sein Feind und sät Unkraut zwischen den Weizensamen. Und als nach einigen Wochen die Saat aufgeht, da wundern sich die Knechte des Bauern sehr. Hast du denn keinen guten Samen gekauft? fragen sie ihn. Da ist lauter Unkraut zwischen dem Weizen. Sollen wir hingehen und es ausreißen?

"Erst bei der Ernte sehen wir, was aus der Saat geworden ist", sagt der Bauer

Nein, nein, sagt der Bauer. Lasst beides wachsen. Sonst reißt ihr mir noch den guten Weizen mit heraus. Bei der Ernte werden wir sehen, was daraus geworden ist.
Der Bauer gibt dem Weizen Zeit. Er ist zuversichtlich. Er greift nicht sofort ein. Denn es ist nicht einfach, das Unkraut vom Weizen zu unterscheiden. Er hat Geduld.

Geduld bedeutet nicht, einfach alles laufen zu lassen. Nichts zu tun. Geduld hat ein klares Ziel vor Augen, das man erreichen will. Auf das man hinarbeitet. Der Bauer will am Ende von seinem guten Samen möglichst viel Weizen ernten.

Wer ungeduldig ist, richtet oft nur Schaden an

Und er weiß genau: Wer ungeduldig und übereilt zu Werke geht, richtet oft nur Schaden an.

So geht es manchmal. Patienten, die nicht warten können. Sie begeben sich viel zu schnell wieder in ihre Alltagsroutine und müssen das durch Rückschläge oft bitter bereuen.

Patient – das Wort kommt vom lateinischen patientia. Das heißt Geduld. Und die hilft in schwierigen Lebenslagen oft mehr als dem übermächtigen Wunsch nachzugeben, möglichst schnell aus dem Schlamassel herauszukommen oder sofort nach der erstbesten Lösung zu greifen.

Warten lohnt

Das Gleichnis mahnt nicht nur zur Geduld. Es weckt auch Hoffnung. Am Ende ist die Ernte nicht verloren. Das Warten hat sich gelohnt. Nicht nur das Unkraut, sondern auch der gute Samen ist aufgegangen. Und er hat Frucht gebracht.

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