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Dialog
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Dialog

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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„Nie beginnt ein Dialog so, dass beide miteinander reden wollen, sondern ein Dialog beginnt immer so, dass einer um den anderen wirbt.“ Das sagte einmal sinngemäß der Psychiater Manfred Lütz zu einem innerkirchlichen Streit. Natürlich provoziert der Seelendoktor da mit seiner These. Aber ich finde: Der Satz lässt sich auch auf mein Leben übertragen. Ich mache immer wieder die Erfahrung: Einer von zweien muss seine Sturheit aufgeben, damit ich mit ihm wieder ins Gespräch komme.

Die Sturheit aufgeben und auf den anderen zugehen

Ich habe das zum Beispiel in einer meiner Kirchengemeinden erlebt, als es darum ging, unser Pfarrfest an Fronleichnam zu verlegen. Das war für einige Gemeindemitglieder erst mal ein Schock. „Das war doch bei uns schon immer so“ – oder „dann mach ich hier gar nichts mehr“ hieß es. Die Befürworter der Verlegung mussten lange Überzeugungsarbeit leisten und vor allem eine Alternative anbieten, bis wir schließlich auch die Kritiker ins Boot bekamen. Hätten wir nicht um die Kritiker geworben, wäre der Dialog abgebrochen. Das ist auch so in meinen Freundschaften. Wenn ich mal mit einem Freund Ärger hab, dann muss irgendeiner den Anfang machen und auf den anderen zugehen.

Dialog nicht aufgeben und um den anderen werben

Und nicht nur in meinem Privatleben ist das so, sondern auch in der Welt ist es so. In der Ukraine herrscht Krieg. Ich bin geschockt und habe Angst, dass der Krieg auch uns erreichen könnte. Für mich gibt es da nur einen Weg rauszukommen: miteinander reden und auch dem, den man als Feind glaubt, den Dialog anzubieten. Auch wenn der Dialog fast aussichtslos erscheint: weiter reden finde ich wichtig. Dialog setzt jedoch auch immer Ehrlichkeit und eine klare Haltung voraus: Menschenrechte und auch ein Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen und eines ganzen Landes sind für mich immer die Voraussetzung, um miteinander zu sprechen. Darum macht mich die gegenwärtige Situation auch so ratlos und traurig. Ja, es ist manchmal schwierig, den Dialog nicht aufzugeben und um den anderen zu werben.

Beten für die Opfer und das Ende des Krieges

Mir und vielen Christen und Christinnen bleiben momentan nur Gebete. Gebete, dass der Krieg bald ein Ende hat, dass die Opfer der Menschen in der Ukraine an Leib und Leben, Heimat und Sicherheit bald ein Ende haben. Ich bete dafür, dass die Menschen, die fliehen, mit großer Bereitschaft bei uns aufgenommen werden. In vielen Orten Hessens gibt es jetzt Friedensgebete für die Opfer der Gewalt und auch für das Ende des Krieges.

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