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Thinking Day – Gedenktag der Pfadfinder*innen
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Thinking Day – Gedenktag der Pfadfinder*innen

Andrea Weitzel
Ein Beitrag von Andrea Weitzel, Katholische Schulseelsorgerin und Religionslehrerin, Hanau
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Heute ist Thinking Day. Heute gedenken weltweit schätzungsweise 54 Millionen Pfadinder und Pfadfinderinnen des gemeinsamen Geburtstages von Olave und Robert Baden Powell. Lord Robert Baden Powell gründete 1907 in England die Pfadfinder-Bewegung. Seine Frau Olave ist Mitgründerin des Verbandes der Pfadfinderinnen.

Nach ihrer Gründung wuchs die Bewegung explosionsartig und verbreitete sich bis heute in nahezu alle Länder der Welt. Selbst Pfadfinderin fasziniert mich das immer wieder aufs Neue! Ich erkläre es mir mit Baden Powells pfadfinderischen Methoden: Sie waren groß und sind bis heute in der Pädagogik aktuell. Drei Schlagworte nur geben einen kurzen Einblick.

Da ist zuerst das viel zitierte "learning by doing" – das Lernen im Tun. Was ich selbst getan, erlebt, gefühlt, es sozusagen am eigenen Leib erfahren habe, das behalte ich mir am besten. "Look at the boy" – schau auf den Jungen – fordert dazu heraus, die Individualität jedes einzelnen Heranwachsenden mit Respekt und Wertschätzung zu begleiten. Im "paddle your own canoe" – im "Steuern des eigenen Kanus" zeigt sich das Ziel der pfadfinderischen Erziehung, nämlich junge Menschen dazu befähigen, ihr Leben selbst- und verantwortungsbewusst in die Hand zu nehmen.

Ebenso prägend für die pfadfinderische Bewegung ist auch die Ausrichtung auf Gott, die Mitmenschen und sich selbst. Ich erkenne darin selbstverständlich das biblische "Liebe Gott und Deinen Nächsten wie Dich selbst" wieder – Jesu Antwort darauf, was denn das höchste Gebot sei.

Es gäbe noch vieles zu berichten über diese weltweite Bewegung. Auf ihre ganz eigene Weise verbindet sie Kinder, Jugendliche und Erwachsene über alle Grenzen von sozialer, religiöser, nationaler Herkunft und individueller Eigenheiten hinweg miteinander.

Vor diesem Hintergrund ist wohl auch die Aktion zu verstehen, die sie für den diesjährigen Robert und Olave-Gedenktag vorschlägt:

Schreibe eine Postkarte!

Eine Postkarte!? Ist das nicht doch etwas altmodisch in den Zeiten digitaler Medien? Ich selbst kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann und an wen ich die letzte Postkarte geschrieben habe. Geburtstags- und Weihnachtskarten – klar. Aber Postkarten? Aus dem Urlaub verschicke ich, ganz Kind der digitalen Welt, Handyfotos mit Grüßen. Da fällt mein Blick auf die Sammlung von Postkarten in einer Ecke unseres Wohnzimmers. Lange nicht mehr darauf geschaut: Bilder vom Meer hängen dort, aus den Bergen und etliche lustigen Karikaturen.

Heute schaue ich genauer hin: Einige Karten hängen schon lange dort. Was macht eigentlich meine Freundin aus Schulzeiten? Eine andere kommt von einer lieben Kollegin, die mir aus jedem Urlaub schreibt. Jedes Mal überrascht sie mich mit humorvollen Karten, die treffsicher zu meiner aktuellen Lebenssituation passen. Grandios! Neu sind die Karten an unseren jüngsten Sohn. Seine Freundinnen und Freunde, gerade fähig, erste Worte zu schreiben, nutzten im vergangenen Jahr mit Feuereifer ihre neue Ausdrucksmöglichkeit.

"Liebe Gott und Deinen Nächsten wie Dich selbst!"

Während ich all die Postkarten näher betrachte, fühle ich ein warmes Gefühl in mir aufsteigen. Dankbar erkenne ich erst jetzt den eigentlichen Wert dieser kleinen Zeichen der Gemeinschaft, Freundschaft, Liebe, mit der unsere "Nächsten" uns immer wieder beschenken. Ich nehme jede einzelne Karte in die Hand. Lese, sortiere und ordne sie neu an.

Gestärkt sehe ich nun ein, dass es dringend an der Zeit ist, heute Nachmittag Postkarten zu schreiben. Gerade in diesen Zeiten – und anlässlich meines ganz persönlichen Thinking Days!

 

 

 

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