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Dabeisein ist alles
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Dabeisein ist alles

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Jamaika hat ´ne Bobmannschaft! Was bei den Olympischen Winterspielen 1988 eine Sensation war, wiederholt sich 2022 in Peking. In diesen Tagen nehmen Athleten aus der Karibik an einem Wettbewerb in einem Eiskanal teil.

"Ein Kindheitstraum ist wahr geworden"

Das ist irgendwie verrückt: In ihrer Heimat gibt es wunderschöne Strände und Palmen, aber eben keinen Winter mit Eis und Schnee. Trotzdem haben die Athleten sich qualifiziert. Zum ersten Mal seit 24 Jahren nimmt eine Jamaikanische Mannschaft an Olympischen Winterspielen teil. Das erfüllt die Verantwortlichen schon vorher mit Stolz. Der Sportler Ashley Watson freute sich auf Facebook über die Teilnahme: „Ein Kindheitstraum ist wahr geworden.“ sagt er. Und weiter: „Ich habe Blut, Schweiß und Tränen investiert und es hat sich gelohnt! Das ist der beste Tag meiner Karriere!“

Bei dieser Nachricht muss ich an das olympische Motto denken: „Dabeisein ist alles!“. Es wird Pierre de Coubertin zugeschrieben - obwohl er diesen Satz wohl so nie gesagt hat. Aber der Satz wurde so oft zitiert, dass er sich als geflügeltes Wort durchgesetzt hat.

Ist es wirklich wichtig dabei zu sein?

Für mich ist dieser Satz in diesem Jahr mit einigen Fragezeichen versehen. Ist Dabeisein wirklich alles? Ist es wichtig, um jeden Preis bei den Olympischen Spielen in Peking dabei zu sein?

In diesem Jahr ist eben Vieles anders, was für mich irgendwie zum Geist von Olympia dazugehört: Aufgrund von Corona sind keine Zuschauer erlaubt, die Mannschaften sind streng von einander abgeschirmt untergebracht. Die umliegenden Dörfer sogar abgesperrt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie da Begegnung zwischen Kulturen und Nationen stattfinden soll. Von den politischen und ökologischen Fragezeichen ganz zu schweigen.

„Blut, Schweiß und Tränen“ investiert

Andererseits kann ich die Sportlerinnen und Sportler verstehen, die seit vier Jahren auf diese Tage hin trainieren und eben „Blut, Schweiß und Tränen“ investiert haben, dass allein schon die Teilnahme sich anfühlt wie ein Sieg.

Und ich finde das olympische Motto im Grunde schön. Coubertin sagte wohl tatsächlich 1908 in London: „Das Wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht zu gewinnen, sondern daran teilzunehmen.“ Als Christin finde ich diese Einstellung auch als Motto für mein Leben gut: Das Wichtigste am Leben ist nicht, die Beste zu sein, sondern daran teilzunehmen. Mein Leben wirklich zu leben und mich bewusst für oder gegen Dinge zu entscheiden, ist mir wichtig. Ich will nicht nur in Bestzeit von A nach B hetzen oder eine perfekte Kür abliefern.

In einem guten Team unterwegs

Und mir ist dabei wichtig, in einem guten Team unterwegs zu sein. Ein Team, das zusammenhält und auch unter scheinbar aussichtslosen Bedingungen für ein Ziel trainiert. Dann kann ich mich über jedes erreichte Zwischenziel freuen wie die Jamaikanische Bob-Mannschaft, für die Dabeisein sich anfühlt wie ein Sieg.

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