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"Haben Sie etwas zu verzollen?"
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"Haben Sie etwas zu verzollen?"

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Täglich werden die Zollbeamtinnen und –beamten am Frankfurter Flughafen und bei den Straßen-Grenzkontrollen fündig: gefälschte Markenware, unversteuerte Zigaretten und Alkohol, geschmuggelte Tiere, Drogen und Waffen. Manchmal decken sie sogar Fälle von Menschenhandel auf. Keine Frage, solche Kontrollen sind sinnvoll, zu unserer aller Sicherheit. Der Tag heute will das ins Bewusstsein rücken: Heute ist der Welt-Zolltag. Und allen, die in diesem nicht einfachen Berufsfeld arbeiten, gilt mein Respekt.

Ich werde nicht gerne kontrolliert

Aber vielleicht kennen Sie es auch, dieses mulmige Gefühl bei der Frage am Zollschalter: „Haben Sie etwas zu verzollen?“ Und wenn man dann noch gebeten wird, den Koffer zu öffnen, dann schlägt wahrscheinlich bei den meisten das Herz ein bisschen schneller, selbst wenn man sich erst mal keines Verstoßes bewusst ist. Vielleicht habe ich doch etwas übersehen? Allein, dass jemand Fremdes meine schmutzige Wäsche, mein Kofferchaos und meine privaten Sachen zu sehen bekommt, ist mir schon unangenehm. Obwohl davon auszugehen ist, dass den Beamtinnen und Beamten meine persönliche Unordnung im Koffer ziemlich egal ist. Trotzdem, ich werde nicht gerne kontrolliert und das geht wahrscheinlich anderen auch so.

Die Kirche ist keine Zollstation

Dieses Bild von der Zollstation und das mulmige Gefühl hat auch Papst Franziskus vor einer Weile in einer seiner Enzykliken, einem seiner päpstlichen Schreiben, aufgenommen: „Die Kirche ist keine Zollstation,“ schreibt er.

Sucht die Kirche nach meinen Fehlern und Sünden?

Tatsächlich haben ja viele Menschen genau so ein beklemmendes Bild von Kirche: Ach, da bekommt man ein schlechtes Gewissen, da wird nach meinen Fehlern und Sünden gesucht, und irgendwas finden die immer! Und dann soll ich dafür büßen und bezahlen!

Förderer der Gnade – nicht Kontrolleure

Über viele Jahrhunderte bis heute haben viele Menschen immer wieder auch sehr beklemmende und nicht lebensfördernde Erfahrungen mit der Kirche gemacht. Das weiß auch der Papst. Und so schreibt und mahnt er als oberster Vertreter der katholischen Kirche: 

„Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.“

Sich denen zuwenden, die Heilung und Hilfe brauchen

Ich mag dieses Zitat sehr. Förderer der Gnade sein, das heißt: Gottes Gnade, also Gottes Liebe, Güte und Barmherzigkeit, aufzeigen und dazu beitragen, dass Menschen sie in ihrem Leben und Alltag erfahren können. Nur wenn das in den Kirchen gelingt, dann erfüllen sie ihren Auftrag. Ich bin überzeugt davon und ich hoffe darauf, dass Gott sich gerade denen zuwendet, die Heilung und Hilfe brauchen.  - Und das soll bitte auch die Kirche tun!

Gott kennt den Inhalt meines Lebenskoffers und nimmt mich, wie ich bin

Nochmal zum Bild von der Zollstation. Ich bin überzeugt, dass Gott den Inhalt meines Lebenskoffers kennt. Und: Er oder sie lässt sich auch nicht irritieren vom Chaos oder der schmutzigen Wäsche. Gott ist großzügig und gnädig – und nimmt mich so, wie ich bin, mit meinem ganzen wechselvollen, manchmal mühseligen Leben.

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