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Sabine Müller-Langsdorf
Ein Beitrag von Sabine Müller-Langsdorf, Evangelische Pfarrerin, Zentrum Oekumene, Frankfurt
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Maria Ressa ist Journalistin. Sie lebt auf den Philippinen und betreibt ein Onlinemagazin. Dafür schaut sie genau hin, wo Unrecht geschieht. Berichtet, was passiert, und recherchiert, wer wo wie mitmacht. So deckte sie Machenschaften ihres eigenen Präsidenten und seiner Regierung auf. Dafür wurde Maria Ressa verhaftet. Mehrmals. Ihr Onlinemagazin war zeitweise verboten. Mitarbeitende wurden unter Druck gesetzt.

Maria Ressa hat sich nicht abschrecken lassen

Maria Ressa hat sich nicht abschrecken lassen. Sie hat hohe Kautionen bezahlt, um immer wieder frei zu kommen. Ihren Kolleginnen und Kollegen, die sie gefilmt haben, als sie aus dem Gefängnis kam, rief sie zu: „Habt keine Angst. Wenn ihr eure Rechte nicht wahrnehmt, werdet ihr sie verlieren.“ Ich weiß nicht, woraus Maria Ressa die Kraft zum Weitermachen zieht. Vielleicht aus der Empörung über Unrecht. Vielleicht aus Mitleid für die Opfer.

Die Witwe und der Richter

Maria Ressa mit ihrer Unerschrockenheit und Hartnäckigkeit erinnert mich an eine Frau, eine Witwe, von der die Bibel erzählt. (Lukas 18) In der Stadt dieser Frau gibt es einen korrupten Richter. In der Bibel steht: „…der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen.“ So würde man die Machenschaften des philippinischen Präsidenten auch skizzieren können.

"Schaffe mir Recht!"

Zu dem Richter in der Bibel kommt eine Witwe. Damals wie heute gehören verwitwete Frauen oft zu den Armen. Die Witwe fordert: „Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher!“ Dazu ist ein Richter da. Aber dieser Mann tut erst mal nix. Die Frau lässt nicht locker. Sie bleibt dran. Mit ihrem einfachen Satz legt sie den Richter immer wieder auf seine Aufgabe fest: Schaffe mir Recht. Am Ende ist der Richter so genervt, dass er sich sagt: Allein um Ruhe zu haben, gebe ich der Frau ihr Recht.

Die Frau glaubt, dass Gerechtigkeit siegen wird

Ich glaube, bei dieser Pointe haben zu biblischen Zeiten die Zuhörenden laut gelacht. Was für ein Streich gelingt einer einzelnen Frau. Sie riskiert viel mit ihrem klaren Satz. Sie gewinnt viel mit ihm. Mir imponiert die Frau mit ihrem beharrlichen „Schaffe mir Recht!“. Sie lässt sich nicht einschüchtern von scheinbaren Autoritäten. Sie glaubt, dass Gerechtigkeit siegen wird. Sie bleibt dran.

Gott wird Recht schaffen

Und die Bibel setzt einen drauf: Wenn diese Hartnäckigkeit einen ungerechten Richter überwindet, umso mehr ist bei Gott zu erreichen. Gott wird Recht schaffen, steht in der biblischen Geschichte. Denen, „die Tag und Nacht zu ihm rufen“. Damit stellt sich Gott auf die Seite derer, die klein gemacht werden, deren Recht und Würde verletzt sind.

Maria Ressa bekam den Friedensnobelpreis

Die philippinische Journalistin Maria Ressa bekam letztes Jahr im Dezember den Friedensnobelpreis verliehen. Weil sie dran bleibt. Weil sie sich nicht weggeduckt. Weil dieser höchste Friedenspreis ebenfalls hartnäckig an der Hoffnung festhält: Die Gerechtigkeit wird siegen. Frieden kommt.

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