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Dauerhaft auf Empfang
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Dauerhaft auf Empfang

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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Im Sog der Nachrichten

Ich bekenne es offen: Ich höre und sehe gerne die Nachrichten, oft auch mehrmals am Tag. Die Corona-Krise hat diese Verhaltensweise auch bei vielen anderen Menschen hervorgerufen oder befördert. Das frenetische und häufige Checken der Nachrichten im Tageslauf. Und gerade jetzt, da sich die Omikron-Variante des Virus verbreitet, möchte man auf Stand sein. Täglich gibt es neue Infektionszahlen und in kurzen Zeiträumen müssen wir mit neuen Maßnahmen der Regierungen rechnen. Und mich interessieren die Einschätzungen der Experten und Berichte von Augenzeugen aus anderen Ländern wirklich.

Die Corona-Krise hat meinen Nachrichtenkonsum befördert. Aber mir geht es wie vielen anderen Menschen: Auch abseits großer Krisen möchte ich wissen, was passiert gerade in Politik und Gesellschaft. Es gibt ständig Neues zu entdecken. Ich frage mich, will ich nur ein gut informierter Bürger sein oder steckt mehr hinter meinem beständigen Nachrichtenkonsum? Vielleicht ist es auch eine kleine Flucht aus dem Alltag. Statt mich meiner täglichen Aufgaben zu stellen, streife ich nochmals in die Ferne. Statt in die Menschen um mich herum zu investieren, lese ich lieber über Menschen, die ich vermutlich niemals treffen werde. Auch die Managementtrainings für Zeitmanagement sprechen dieses Phänomen an. Statt sich sofort in die aktuelle, dringende Aufgabe zu stürzen, lese ich erst noch mal einen Artikel in einer Fachzeitschrift oder blättere in einem Katalog.

Und als Christ denke ich, statt vor Gott ruhig zu werden, suche ich Zerstreuung in den neusten Berichten, Posts und Videos. Als Christ darf ich mich auch vergewissern, dass ich die kleinen Fluchten des Alltags nicht benötige. Gott schenkt jedem, der ihn kennt, Mut, da zu sein und zu wirken, wo er ist. In der Bibel, im zweiten Timotheus Brief (2. Tim 1,7-8) lese ich: "Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen." Daraus schließe ich: Ich brauche mich also nicht in fremde Dramen zu flüchten, sondern ich kann meine ganz eigene Geschichte mit Gott erleben. Natürlich will und werde ich auch weiterhin mitfühlend und betend Anteil nehmen an den Weltereignissen. Dazu bedarf es aber keiner stündlichen News-Updates. Und natürlich werde ich auch weiterhin mitfühlend und betend an den Menschen um mich herum Anteil nehmen. Und ich bin nicht allein. Gott verspricht mir seine Unterstützung. Dem 2. Buch Mose (2. Mos 3,14) kann ich entnehmen, dass Gott sich dem Mose als Jahwe, als Ich-bin-da-Gott offenbart hat. Was seinerzeit für Mose galt, gilt heute auch für jeden Menschen. Ich darf also darauf vertrauen, dass er mit mir ist, auch in dieser schweren Zeit. Das gibt Hoffnung, zumindest ein wenig.

 

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