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Sie fand statt: Die Hochzeit zu Kana
Bild: pixabay

Sie fand statt: Die Hochzeit zu Kana

Peter Göb
Ein Beitrag von Peter Göb, Katholischer Pfarrer in der Pfarrei Christus-Epheta Homberg/Efze
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Eigentlich wollte ich am 5. April 2020 ein Konzert besuchen. Das wurde jedoch verschoben, auf September 2020, dann auf September 2021 und schließlich auf Februar diesen Jahres. Vermutlich steht aufgrund der aktuellen Situation wieder eine Verschiebung an. Nun, wenn es so sein wird,
werde ich mir den neuen Termin in meinen Kalender eintragen und mich noch ein paar Monate in Geduld üben. So wie mir geht es wohl auch vielen anderen in dieser Zeit. Nicht nur bei Konzerten, sondern bei zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen und bei privaten Feiern. Ein runder Geburtstag, der nicht gewürdigt werden kann, eine Familienfeier, die verschoben werden muss. Eine Hochzeit, für die ein neuer passender Termin gesucht wird. Ich habe das in meiner Gemeinde und im Freundeskreis in den vergangenen Monaten einige Male erlebt. All das fordert die Beteiligten heraus, es kostet Zeit und Nerven.

Von einer Hochzeit, die zwar stattfinden kann, aber dennoch mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, ist im zweiten Kapitel des Johannesevangeliums die Rede. Die Hochzeit zu Kana. In der damaligen Zeit wurden Hochzeiten mehrere Tage lang gefeiert. Dabei gab es unterschiedliche Riten. Ein Höhepunkt war das Hochzeitsmahl. Die Zahl der Gäste war groß, es wurde Musik gemacht, getanzt, gesungen, gegessen und getrunken. Und da passiert es, – der Wein geht aus. Eine höchst peinliche Situation für das Brautpaar stellt sich ein. Dass der Wein bei einer Hochzeitsfeier ausgeht, war wirklich eine mittelschwere Katastrophe.

Die Hochzeitsgäste hätten davon sicher lange noch mit Häme erzählt. Unter den Hochzeitsgästen sind auch Jesus und die Jünger sowie seine Mutter Maria. Sie macht Jesus darauf auf die peinliche Situation für das Brautpaar und den fehlenden Wein aufmerksam. Jesus reagiert harsch: "Was willst du von mir, Frau?", fährt er seine Mutter an. Und dann sagt er: "Meine Stunde ist noch nicht gekommen." Die Mutter Jesu aber bleibt gelassen. Sie geht zu den Bediensteten, die auf der Hochzeit helfen und sagt: "Was er euch sagt, das tut."

Maria, die Mutter Jesu, ahnt, dass Jesus dem Brautpaar aus der peinlichen Situation heraus helfen und alles dafür tun wird, dass das Fest weitergeht. In der Tat: Jesus handelt. Er lässt steinerne Wasserkrüge füllen. Diese sind eigentlich für das Wasser zur rituellen Waschung gedacht. Jeder dieser Krüge hat ein Fassungsvermögen von gut einhundert Litern. Und dann, als die Krüge mit Wasser gefüllt sind, bittet Jesus, aus den Krügen zu schöpfen. Das Erstaunen der Menschen ist groß: Das Wasser ist zu Wein geworden, zu gutem Wein. Das Fest ist gerettet und kann weitergehen. Wein ist nun im Überfluss da.

Musik: Trumpet Concerto in C Major, Op. 7, No. 12, I. Allegro

Die Hochzeit zu Kana, die Verwandlung von Wasser in Wein.

Diese biblische Erzählung ist das erste Wunder Jesu, das im Johannesevangelium berichtet wird. Das dies bei einer Hochzeit geschieht und den Menschen Fülle, ja Luxus schenkt, ist kein Zufall. Denn eine Hochzeit ist im biblischen Kontext oft auch symbolisch zu verstehen. Eine Hochzeit stand und steht für den Bund Gottes mit uns Menschen. Durch sein Wirken auf der Hochzeit zu Kana verweist Jesus auf diesen Bund, ja er erfüllt diese Zusage Gottes mit Leben.

Am Anfang seines öffentlichen Wirkens setzt Jesus daher dieses besondere Zeichen. Er sagt – in der Sprache der damaligen Zeit, – dass Gott den Menschen im Blick hat. Jesus macht deutlich, wie wichtig wir Menschen Gott sind. In Jesus zeigt sich die Treue und Zuwendung Gottes zu uns.

Diese Zusage ist im Ersten [Alten] Testament grundgelegt. Gott hat seinen Bund mit Noah geschlossen. (Gen 9,8-17) Im Buch Genesis heißt es:

"Ich bin es. Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch
und mit euren Nachkommen nach euch
mit allen Lebewesen bei euch,
mit den Vögeln, dem Vieh
und allen Wildtieren der Erde bei euch,
mit allen, die aus der Arche gekommen sind,
mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.
Ich richte meinen Bund mit euch auf:
Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden;
nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.
Und Gott sprach:
Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch
und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen.
Meinen Bogen setze ich in die Wolken;
er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde.“
 

Der Bogen am Himmel, der Regenbogen, ist daher für viele Menschen auch heute noch ein Erinnerungszeichen an diese Erzählung und an den Bund Gottes mit uns Menschen. Diese Gemeinschaft und Nähe Gottes erfahren immer wieder Menschen im Laufe ihres Lebens. Sie fühlen sich von Gott gehalten, sie erfahren Versöhnung oder sie spüren eine tiefere innere Ruhe. Jesus bestärkt diesen Bund Gottes mit uns Menschen und mit unserem Menschsein. Das Bild der Hochzeit sagt mir: Wein, Essen, Tanz, Verliebtheit und Liebe sind uns gegeben, damit wir Freude am Leben haben. Fröhliche Gemeinschaften sind ein Geschenk, sind keine vergeudete Zeit. Feiern ist keine Nebensache. Feiern gehört zum Menschsein dazu. Es geht dabei nicht um eine oberflächliche Party, sondern um eine tiefe Freude und Fröhlichkeit, die ich empfinde. Jesus feiert menschliche Feste mit. Er freut sich mit den Fröhlichen und weint mit den Traurigen. Gefühle zeigen, nah bei den Menschen sein, das zeichnet Jesus aus, das zeichnet uns Menschen aus.

Musik: Fête (Langlais)

Ein weiteres Motiv spricht mich im Bibeltext der Hochzeit zu Kana an. Es sind die leeren Krüge. Manchmal fühle ich mich leer und ausgelaugt. Ohne Kraft und Motivation. Nicht immer erkenne ich Sinn in dem, was ich tun muss. Der Alltag erscheint trist und grau. Es findet nichts Besonderes statt, keine Feiern, kaum Veranstaltungen, keine Konzerte oder andere kulturelle Höhepunkte. Für manche fällt auch der Besuch des Gottesdienstes aus. Leere Krüge – für mich ist das ein Motiv für Leere im Leben. Für die Situationen, in denen ich keinen Sinn erkenne und keine Motivation verspüre.

Jesus sagt: Füllt die leeren Krüge mit Wasser. Wasser ist alltäglich, selbstverständlich und notwendig zugleich. Und dieses Alltägliche wie Notwendige wird von ihm gesehen und verändert. Das deute ich mich mit: Gott ist in meinem Alltag da. In dem was ich jeden Tag tuen darf oder tuen muss. Und Gott schenkt Lebensfreude. Er möchte die Freude am Leben vermitteln. So sagen mir die mit Wasser gefüllten Krüge: Schau in deinem Alltag und bleibe sensibel, Gott kann in deinem ganz normal erscheinenden Leben vorkommen und es erfüllen. Ja, er ist schon da, auch wenn du ihn vielleicht gerade nicht wahrnimmst. Und du darfst diesem Alltag, auch wenn er einfach, schlicht und trist erscheinen mag, das Besondere entdecken und ihm einen Hauch Freude schenken und Freude empfinden. Nimm das, was du hast, nutze und gebrauche es und ergreife die Chance, daraus etwas Besonderes für dich oder andere zu machen.

In dieser Zeit sind es vielleicht gerade die scheinbar kleinen Freuden, die wir einander schenken können: Ein Telefonanruf bei einem Menschen, den ich schon länger nicht mehr treffen konnte. Oder mich einem Hobby widmen, für das ich zu wenig Zeit gefunden habe. Das Buch lesen, das seit Monaten ungelesen im Regal steht. Möglichkeiten, unseren Alltag zu gestalten und die "leeren Krüge" zu füllen, gibt es viele.

Die mit Wasser gefüllten Krüge sind mir eine große Stütze. In den aktuellen Zeiten, in denen wir viele scheinbar leere Krüge haben, in denen Feiern nur schwer möglich sind und Einschränkungen uns begleiten, in der Menschen sich nach Perspektive und Normalität sehnen, dürfen wir das Schöne und das Mögliche nicht aus dem Blick verlieren.

Musik: Mendelssohn, Lieder ohne Worte, Op. 62 - No. 1 Andante Espressivo

Ein Gedicht von Gisela Baltes möchte Ihnen mit auf den Weg geben. Ich finde darin die Gedanken wieder, die mich bei diesem Evangelium der Hochzeit zu Kana beschäftigen und erfüllen. Das Gedicht trägt den Titel:

Was er euch sagt, das tut.

Viele habe ich eingeladen
zum Fest meines Lebens.
Wir haben getanzt und gelacht:
Alles habe ich gegeben.
Nun ist das Fass meiner Freude,
das Fass meiner Liebe leer.

Was soll ich tun?
Zum letzten Tanz auffordern?
Ein letztes Lied singen?
Die Musiker heimschicken?
Das Fest beenden?
Wer weiß da noch Rat?

Da spricht einer mit Vollmacht:
„Füllt die leeren Fässer
mit eurer Dürre und Not.
Füllt sie bis zum Rand.“

Da ist einer,
der wandelt Wasser in Wein,
Trübsinn in Freude,
Kälte in Liebe.

Da ist einer,
der wandelt Mangel in Fülle.

Dieser Text ermutigt mich, das Leben so wie es gerade ist, anzugehen. Meine Lebenssituation, meine Gedanken und Gefühle, so wie sie gerade sind, kann ich Gott hinhalten. Ich darf darauf vertrauen, dass ER meinem Leben Fülle schenken kann, es erfüllen und verwandeln wird. So wie die leeren, nein, die mit Wasser gefüllten Krüge bei der Hochzeit zu Kana.

Diese Erfahrung wünsche ich auch Ihnen. Dass Sie spüren, dass Gott in Ihrem Leben, in den "Hoch"zeiten und im Alltag da ist und Sie erfüllt und Sie das Leben in Fülle spüren.

Musik: Trumpet Concerto in C Major, Op. 7, No. 12, III. Allegro

Musikauswahl: Regionalkantor Ludwig Zeisberg, Eschwege

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