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Krankenhausreform - Die Frage, auf die es ankommt
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Krankenhausreform - Die Frage, auf die es ankommt

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Husten, Grippe, Atemwegserkrankungen - zurzeit rollen viele Krankheits-Wellen durchs Land. Besonders die Kinderstationen in den Kliniken sind überlastet. Dazu gibt es schon seit längerem nicht genügend Pflegepersonal. Nun hat Karl Lauterbach, der Bundesgesundheitsminister, eine Krankenhausreform vorgestellt. Was muss an erster Stelle stehen, wenn es um Heilung und Gesundheit geht? Dazu der Zuspruch von Pfarrer Peter Kristen aus Limeshain.

"Was soll ich für dich tun?" Das fragt Jesus in der Bibel einen erkrankten Mann. Der hatte sich nicht abwimmeln lassen, hatte immer lauter gerufen: "Jesus, hilf mir!"

Der Mann wollte gesundwerden. Er hatte gehört: Jesus kann heilen. Aber es sind so viele Leute auf der Straße. Sein Hilferuf dringt nicht durch.

Hilferuf

Endlich hat es der Mann geschafft. Jesus hört ihn, bleibt vor ihm stehen und fragt: Was soll ich für dich tun? (Lukas 18,35-43)

Ich finde, das ist die wichtigste Frage an einen Menschen, der gesundwerden will. Sie drückt aus: Ich schenke dir meine ganze Aufmerksamkeit.

Ich widme dir mein Können. Ich will herausfinden, was du brauchst und was dir hilft.

Auf Effizienz getrimmt

Dafür ist aktuell in unserem Gesundheitssystem kaum Platz. Da geht es um Effizienz, um Kosten und Gewinn.

Da lautet die Frage nicht "Was soll ich für dich tun?", sondern eher: "Wie verdiene ich gut an deiner Krankheit?"

Eine Knie-Operation lohnt sich oft fürs Krankenhaus. Mit der Behandlung von Kindern ist dagegen kein Geld zu verdienen.

Eine Ärztin erzählt mir, wie sie und ihre Kolleginnen und Kollegen oft arbeiten müssen: Soll die alte Frau nach der Entfernung der Nierensteine entlassen werden? Eigentlich braucht sie noch Pflege. Aber wenn sie bleibt, kostet sie die Klinik nur noch Geld.

Dagegen der junge Mann: Seine Sportverletzung ist behandelt. Er käme auch zuhause klar. Aber an weiteren Untersuchungen könnte die Klinik verdienen.

Helft uns, damit wir gut helfen können!

Die Situation geht zu Lasten von Patienten. Und sie frustriert diejenigen, die Gesundheit zu ihrem Beruf gemacht haben. Ärzt:innen und Pflegende kehren immer öfter dem Krankenhaus den Rücken, weil sie so nicht arbeiten wollen.

Alle in unserem Gesundheitssystem müssten so wie der kranke Mann in der Bibel immer lauter schreien: Helft uns! Damit wir anderen gut helfen können!

Damit wir wieder mit Zeit, Aufmerksamkeit und unserem medizinischen Wissen kranken Menschen die Frage stellen können, auf die es ankommt: Was soll ich für dich tun?

 

 

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