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Schenken und Beschenkt-Werden

Schenken und Beschenkt-Werden

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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Nur noch drei Wochen bis Weihnachten. Da wird es endlich Zeit, sich über Geschenke Gedanken zu machen. In unserer Familie nutzen wir für die Wünsche seit ein paar Jahren so eine Geschenke-App. Da kann ich meine Wünsche eintragen, und wer mir was schenken will, kann das dann markieren. Aber jetzt rebellieren einige aus der Familie: Und ich finde das verständlich. Schenken ist zwar so superpraktisch organisiert, man vermeidet Doppelungen, aber es ist auch ziemlich einfallslos.

"Wir lassen das mit den Geschenken!"

Und einige aus der Familie sagen sogar: „Wir lassen das ganz mit den Geschenken. Das hat doch alles nichts mehr mit Weihnachten zu tun und ist ein einziger Kommerz.“ Da ist was dran, das finde ich auch. Und in diesen Krisenzeiten, in denen es vielen Menschen, auch in unserem Land, finanziell gar nicht gut geht, da kann man ja auch Sinnvolleres mit dem Geld tun.

Schenken macht Spaß

Trotzdem mag ich Geschenke. Dabei kommt es nicht auf den Geldwert an. Es muss ja auch nicht übertrieben werden. Was ich gut finde am Schenken: Wenn ich jemanden ein Geschenk mache, dann überleg ich mir ja, was es sein soll. Und genau das macht ja auch Spaß: Was könnte dem anderen gefallen, über was würde sie sich freuen?

Welche Hobby hat der Schwiegersohn?

In dem ich mir darüber Gedanken mache, beschäftige ich mich ja auch mit der oder dem Anderen. Welche Hobbys hat mein Schwiegersohn eigentlich? Welche Farbe steht meiner Tochter am besten? Wäre das nicht ein tolles Buch für meinen Mann? Ich finde das keine lästige Pflichtübung, sondern es macht mir Spaß: Ich denke mir Dinge aus, die anderen gefallen könnten.

Geschenke-App ist öde

Das alles entfällt bei der Geschenke-App. Da kaufe ich eben genau die schwarzen Socken Größe 43! Aber das ist ja eigentlich eher öd. Es hat nur den Vorteil: Ich erlebe selten eine Enttäuschung. In den Diskussionen in meiner Familie werde ich mich jedenfalls nicht den Geschenke-verweigerern anschließen, aber eine Geschenke-App ist auch nicht die Lösung.

Kleine, aber feine Geschenke

Klein, aber fein und von mir selbst wohlüberlegt für den Anderen ausgesucht: Mit solchen Geschenken macht meiner Meinung nach Schenken und Beschenkt werden auch Spaß. Und es hilft mir vielleicht auch, meinen Blick für die einzelnen Familienmitglieder zu schärfen. Und das wirkt ganz bestimmt über Weihnachten hinaus.

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