WM in Katar - mein Fernseher bleibt schwarz
Ich werde darauf verzichten: Ich werde nicht zuschauen bei der Fußball-WM aus Katar in den nächsten Wochen. Dabei schau ich das auch gerne und freu mich normalerweise auch an Erfolgen der Nationalmannschaft. Ich sehe Gerd Müller das Siegtor 1974 im Liegen schießen, erinnere mich an den Elfmeter von Andi Brehme 1990 links unten und das Tor in der Nachspielzeit durch Mario Götze 2014 gegen Argentinien. Es fällt mir schwer, auf Bilder 2022 zu verzichten.
Zu viele Dinge sprechen gegen diese WM
Ich tue es trotzdem, ich schaue keine WM, weil ich glaube, es braucht deutliche Zeichen. Zu viele Dinge sprechen gegen die WM: die undurchsichtige Vergabe, die Verlegung vom Sommer auf den Winter. Vor allem aber die Situation in einem Land, in dem Menschenrechte zweitrangig sind. Baustellen, auf denen Arbeiter wie Sklaven gehalten. Sie werden um ihren Lohn gebracht, haben ihre Pässe abgeben müssen und können sich nirgends beschweren. Die müssen unter lebensbedrohlichen Bedingungen arbeiten.
Die Lage der Menschenrechte mehr beleuchten
Immerhin wird das und die Lage der Menschenrechte jetzt beleuchtet. Und Katar ist beileibe nicht das einzige Land am Golf und weltweit, bei dem es darum schlecht steht.
Auch die Kirchen sehen die WM kritisch
Auch die Kirchen schauen kritisch auf die WM. Die evangelische Ratsvorsitzende Annette Kurschuss und der EKD-Sportbeauftragte Thorsten Latzel zum Beispiel sehen "mit großer Sorge und Skepsis" dem Beginn der WM in Katar entgegen. Ich sehe es auch so: Menschenrechte sind universell. Und sie gelten überall auf der Welt – auch dort, wo Fußballturniere stattfinden oder wohin wir Handelsbeziehungen pflegen. Jede Religion, jede Kultur der Welt kennt Fairness, Gastfreundschaft, Solidarität mit Schwachen, das Ideal der Gleichheit aller, den Schutz vor Folter und Erniedrigung. Und deswegen kann ich nicht sagen: Das ist eine andre Kultur dort oder: Das ist weit weg. Menschenrechte gehen mich überall auf der Welt etwas an.
Mein kleines Zeichen gegen die missachteten Menschenrechte
Natürlich kann ich nur bedingt dazu beitragen, dass in Katar oder anderswo die Menschenrechte eingehalten werden. Aber vielleicht hat es ja doch einen Effekt, wenn viele Fans diesmal sagen: Wir wollen diese WM nicht schauen und unterstützen. Wenn die Einschaltzahlen nicht so hoch sind wie bei vorherigen Weltmeisterschaften. Wenn damit die Werbung rund um die Spiele sich nicht so lohnt, weil sie nicht gesehen wird. Dem Weltfußballverband scheint es egal zu sein, wenn Menschenrechte missachtet werden. Wenn Arbeiter auf Baustellen wie Sklaven gehalten werden und bei ihrer Arbeit ums Leben kommen. Mir nicht. Und genau deswegen bleibt mein Fernseher bei der WM dieses Jahr auch schwarz.
Linktipp: ARD-Thementag am 14. November 2022 zur WM in Katar