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Das ganze Leben ist - ein Spiel?
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Das ganze Leben ist - ein Spiel?

Ingo Schütz
Ein Beitrag von Ingo Schütz, Evangelischer Pfarrer, Oberursel-Bommersheim
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Als Martin Luther gefragt wurde, wozu wir auf der Erde sind, gab er eine prägnante Antwort: Wie der Vogel zum Fliegen geboren ist, so der Mensch zum Arbeiten. Puh, das klingt anstrengend. Luthers Satz hat gewirkt. Mit der so genannten protestantischen Arbeitsethik hat die Reformation zum Leistungsdenken beigetragen, das unsere westliche Welt bis heute prägt.

„Singt und spielt dem Herrn!“

Die Bibel gibt auf die Frage, wie unser Leben gelingt und wozu wir da sind, auch andere Antworten: „Singt und spielt dem Herrn!“, heißt es zum Beispiel. Ehrlich, spielen? Ja. Diese Bibelstelle gibt tatsächlich den Rat, zu singen und zu spielen.

Spielen bedeuted Leichtigkeit

Ich finde das traumhaft. Schließlich spiele ich selbst leidenschaftlich gern. Schach mit meinem Sohn, Skat mit Frau und Schwiegervater, Uno mit meinen Töchtern. Zu spielen bedeutet Leichtigkeit. Es steht für ein angeregtes Miteinander. Ich nehme ein Ziel in den Blick und versuche es nach geltenden Regeln zu erreichen. Und ich lasse mich mit Lust auf immer neue Situationen ein, ohne verzweifeln zu müssen, wenn etwas nicht funktioniert.

Gott gibt Ziele und Regeln

Wenn wir „für Gott spielen“ sollen, damit unser Leben gelingt, dann schwingt das alles mit: Gott will Leichtigkeit im Leben schenken, ein angeregtes Miteinander. Gott gibt Ziele und Regeln, wie ich sie erreichen kann. Wenn ich das weiß, dann kann ich mich auf neue Lebenssituationen einlassen, ohne zu verzweifeln, wenn mal etwas nicht gleich klappt. Eine schöne Aussicht, finde ich.

Mit Gottes Hilfe wird das Leben leichter, und die Arbeit auch

„Singt und spielt dem Herrn!“ Fairerweise muss ich sagen, dass beim „Spielen“ in der Bibel eher Musikinstrumente als Brettspiele gemeint waren. Aber der Gedanke trägt trotzdem, denn auch in der Musik geht es um Leichtigkeit, ums Miteinander und um die Gewissheit, nicht alles furchtbar ernst nehmen zu müssen. Wie wäre es, lieber Martin Luther, wenn wir es so sagen könnten: Wie der Vogel zum Fliegen geboren ist, so der Mensch für die Arbeit und für das Spiel? Wenn wir „dem Herrn spielen“, wie es in der Bibel heißt, dann schließt das die Arbeit ja nicht aus. Mit Gottes Hilfe wird das Leben leichter, und am Ende fällt auch die Arbeit nicht schwer.

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