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Was heißt Charakter?
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Was heißt Charakter?

Simone Twents
Ein Beitrag von Simone Twents, Katholische Dezernetin für Glaubenskommunikation und Pastorale Innovation, Fulda
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Gefangen im totalen Egotrip, so titelte eine große Frankfurter Zeitung über den aktuellen Fall des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann. Er sorgt seit einiger Zeit überregional für Schlagzeilen. Aktuell steht er vor Gericht wegen des Verdachts von Korruption und Vorteilsnahme.

Letzte Ausfahrt: Abwahl durch Bürgerentscheid

Die Frankfurter Allgemeine sieht in den vielen größeren und kleineren selbstherrlichen Situationen, mit denen Peter Feldmann traurige Berühmtheit erlangt hat, eine Offenbarung seines politischen Charakters. Weil sich seine Politik fast nur noch um ihn selbst dreht. Die Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt war es leid und hat ihn abgewählt. Aber er akzeptiert seine Abwahl nicht.

Was heißt Charakter?

Das Verhalten von Peter Feldmann lässt mich fragen: Was ist das für ein Phänomen und was heißt Charakter? Als ich in meinem beruflichen Leben zum ersten Mal eine Führungsposition innehatte, hatte ich das Gefühl, ich muss eine Rüstung anziehen, wenn ich zur Arbeit gehe. Weil ich nicht weiß, was heute so kommt, was über mich hereinbricht, wer was von mir will oder welche Dinge und Personen mich unter Druck bringen könnten. Ich wollte darin stark sein und merkte doch meine Angst und meinen Wunsch zu gefallen. Mein geistlicher Begleiter sagte mir dann, als ich das mit ihm besprach: "Nein, es geht nicht um eine Rüstung, sondern es geht darum, gerade zu stehen und aufrecht zu gehen; und dabei nicht zu versteifen." Diese Worte begleiten mich seitdem: geradestehen und aufrecht gehen. Das ist gar nicht so leicht. Das hat für mich viel mit Angst überwinden zu tun. Zum Beispiel, etwas trotzdem zu sagen, obwohl ich Nachteile dafür befürchte, ich aber glaube, dass es gesagt werden muss. Dass ich ehrlich bin mit meinen Mitarbeitern in der Kritik so wie in der Wertschätzung. Dass ich mich selbst nicht wichtiger nehme als die Sache, für die ich mich einsetze. Dass ich bei meinem Wort bleibe. Dass mein Sprechen mit meinem Handeln übereinstimmt. – Scheint mir langfristig die bessere Option, um ein aufrechter Mensch zu werden.

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