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Verblüffend hilfsbereit
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Verblüffend hilfsbereit

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Geschichten aus der Bibel sind uralt – und trotzdem denk ich manchmal beim Lesen: „Das hab ich doch gerade schon mal so ähnlich erlebt.“ Vor kurzem ging mir das so mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Jesus erzählt diese Geschichte ja seinen Zuhörern, um zu zeigen: So sollten Menschen miteinander umgehen. In dem Gleichnis geht es darum: Ein Mann liegt verletzt am Straßenrand und braucht dringend Hilfe. Mehrere Passanten gehen vorbei. Ohne ihm zu helfen. Schließlich hilft jemand, dem die damaligen Zuhörer von Jesus das am wenigsten zugetraut hätten: ein Samariter. Diese Leute galten bei vielen anderen Juden als unfromm und moralisch fragwürdig. In dem Gleichnis ist also ein Antiheld der Held. Und das Vorbild in Sachen Nächstenliebe. 

Die Pointe live erlebt!

Und jetzt ist mir beim Wiederlesen aufgefallen: Diese Pointe hab ich ganz ähnlich „live“ erlebt. Mir hat nämlich mal jemand ganz konkret gezeigt, wie Nächstenliebe geht, von dem ich das nicht gedacht hatte. Das war ein früherer Kollege, der im Büroalltag eigentlich immer recht ruppig gewesen ist. Mit ihm bin ich mal per Bahn auf Dienstreise gewesen. Auf einem Bahnhof mussten wir ziemlich flott umsteigen. Ich bin also wie der Blitz zum Bahnsteig des nächsten Zuges geeilt. Ohne nach rechts und links zu schauen. Denn ich wollte von dem Kollegen nicht als Schlaftablette angeraunzt werden. Am anderen Bahnsteig angekommen, hab ich aber gesehen: Ich war meinem Kollegen weit voraus. Denn er hat noch den Koffer einer alten Dame die Bahnsteigtreppe hochgeschleppt. Schließlich hat er mich erreicht. Und dann in Anspielung auf seine Hilfsaktion geknurrt: „Das hätten Sie mir wohl nicht zugetraut.“ Ich hab nichts geantwortet. Denn ich hab gemerkt: Er hat Recht gehabt. Und das ist mir, wenn ich zurückdenk, immer noch peinlich. 

Die modernen Samariter

Diese Erinnerung ist für mich wie ein kleiner Weckruf. Er motiviert mich, im Alltag noch aufmerksamer und hilfsbereiter zu sein. Denn ich find: Leute wie dieser Kollege sind quasi die modernen Samariter. Sie zeigen, wo es lang geht. Gerade weil man es ihnen nicht zutraut. Denn letztlich sagt so ein Beispiel ja nichts anderes als: Ich könnte mir selbst beim Thema Nächstenliebe ruhig auch noch ein bisschen mehr zutrauen. Und wirklich helfen, wo es nötig ist.    

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