Mut zur zweiten Chance
In den USA feiern heute viele den „Tag der zweiten Chance“ bei Fehlschlägen aller Art. Bei dem so genannten Mulligan-Tag, benannt nach einem David Mulligan, feier ich auch hier gerne mit. Wenn ich nämlich über meinen Umgang mit Missgeschicken nachdenk, wird mir klar: Ich geb mir im Alltag zu selten eine zweite Chance. Oft steht mein Perfektionismus im Weg. Oder das Gefühl: Ich hab keine Zeit für „zweite Versuche“.
Der Konflikt bleibt ungelöst!
Das sieht dann so aus: Wenn ich etwas nicht hinbekommen hab, lass ich oft die Finger davon. Zum Beispiel trau ich mich an viele Kochrezepte oder Reparaturtipps nicht mehr ran, weil’s beim ersten Mal nicht geschmeckt oder nicht geklappt hat. Das Problem der fehlenden zweiten Chance betrifft aber auch Menschen: Wenn ich mit jemandem auch nur einen kleinen Konflikt hab, geh ich ihm oft aus dem Weg. Das ist bequem. Aber auch unsouverän. Und der Konflikt bleibt ungelöst.
In eine Komfortzone zurückziehen
Wenn ich mich mal nach langem Zögern zu einer zweiten Chance aufraffe: Oft gibt’s die dann leider nicht mehr, weil die Gelegenheit verflogen ist. So ein „Tag der zweiten Chance“ motiviert mich daher richtig: Wenn es geht, möcht ich mir wirklich häufiger und ohne langes Hin und Her einen zweiten Versuch einräumen. Dann verhinder ich, dass ich mir mein Leben zu sehr einschränke. Mich in eine Komfortzone zurückziehe. In die bloß Menschen und Tätigkeiten hineindürfen, mit denen es im ersten Anlauf funktioniert hat. Das wär einfach schade.
Der zweite Versuch
So gesehen, bin ich dem historischen David Mulligan sehr dankbar. Man erzählt: Mulligan hat vor rund 100 Jahren den Anlass für den „Tag der zweiten Chance“ gegeben. Angeblich hat er sich auf dem Golfplatz nach einem missglückten Schlag einfach einen zweiten Versuch gegönnt. Damit hat er zwar klar gegen die Golfregeln verstoßen. Aber offenbar auch seine Mitspieler amüsiert. Und später irgendjemanden zu diesem Aktionstag inspiriert. Der Regelbruch ist ein charmanter Denkanstoß geworden. Nach dem Motto: Gib dir und andren ruhig öfter mal eine zweite Chance. Ich find: Das ist ein schöner Vorsatz für mich. Nicht nur am heutigen Mulligan-Tag.
