Tag der Deutschen Einheit und ein Leben in Freiheit
Unsere Tochter Vici ist 14. Ich war ein Jahr älter, als ich live im Fernsehen verfolgen konnte, wie die Berliner Mauer gefallen ist. Vici ist gerade auf Schüleraustausch in Frankreich. Lange haben wir darüber nachgedacht: Was bringt sie als Gastgeschenk mit? Etwas typisch Deutsches? Wenn es sowas geben sollte, was ist das? Wir haben uns für einen kleinen Korb voller Leckereien aus dem Westerwald entschieden. Denn da wohnen wir. Wenn sie in Schleswig-Holstein oder in Bayern leben würde, wäre es was anderes Leckeres.
Zwei Seiten derselben Medaille
Für Vici ist die Wiedervereinigung und der Mauerfall etwas, das sie nur aus Filmen oder dem Geschichtsbuch kennt. Ich habe dagegen noch den Bundeskanzler Helmut Kohl im Ohr. Der hat immer wieder betont: „Die Einheit Deutschland und die Einheit Europas – das sind zwei Seiten derselben Medaille.“ Damit hat er bestimmt nicht nur den Euro gemeint, der dann später eingeführt wurde. Er meinte ein Leben in Frieden und in Freiheit.
Die Selbstverständlichkeit eines Schüleraustausches
Manchmal denke ich: Sehr viele in meinem Alter haben es allzu selbstverständlich genommen: Wir sind in Frieden und in Freiheit aufgewachsen! Das kann nicht jede Generation von sich behaupten. Doch seit dem 24. Februar gibt es wieder Krieg in Europa. Viele Geflüchtete, auch in Vicis Alter, sind seitdem zu uns gekommen, weil ihre Freiheit und ihr Leben zuhause bedroht sind. Vici dagegen darf völlig selbstverständlich zu einem Schüleraustausch nach Frankreich fahren und neue Freundschaften schließen.
Hoffentlich bald wieder Frieden
Ich möchte am heutigen „Tag der Deutschen Einheit“ dankbar sein. Dankbar sein für den Frieden, den ich und meine Generation bisher erleben durfte, Ich wünsche unserer Tochter, dass sie genauso wie ich in Frieden und in Freiheit leben kann: in Deutschland, und auch in Europa. Und ich bete zu Gott, dass in der Ukraine bald wieder Frieden ist.