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Wer vertraut, kann leichter aufbrechen
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Wer vertraut, kann leichter aufbrechen

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin, Oberursel
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Mit seinem Leben war er ganz zufrieden. Nun gut, Kinder hätte er gerne gehabt, aber es hat halt nicht sollen sein. Der Mann war schon alt. Mit seiner Frau Sara und einer großen Verwandtschaft lebte er im Orient. Abraham heißt er und war ein gottesfürchtiger Mann.

Abraham macht sich auf den Weg

Eines Tages spricht Gott mit ihm, fordert ihn auf, seiner Heimat den Rücken zu kehren. Für das ferne Land Kanaan, was später Palästina und Israel werden sollte. Er soll seine Verwandten verlassen, alles, was ihm Sicherheit gibt. Abraham vertraut Gott, schnürt sein Bündel, macht sich mit seiner Frau auf den Weg. Es lauern ständig Gefahren, Zweifel nagen an ihm. Aber Abraham lässt sich nicht beirren, vertraut auf Gottes Verheißung.

Viele Menschen sind heute auf der Flucht und auf der Suche nach Sicherheit und Frieden

Wir hier, die wir in diesem sicheren Land aufwachsen durften, können nur erahnen, wie steinig ein solcher Weg sein kann – das Vertraute hinter sich lassen, in die Fremde aufzubrechen. Während Abraham freiwillig ging, müssen heute viele Menschen ihre Heimat verlassen. Auf der Suche nach Frieden und Sicherheit, nach einigermaßen guten Lebensbedingungen. Ihr Weg ist mühevoll, oftmals gefährlich. Bedrohung, Hunger, Angst und Sorgen begleiten sie auf Schritt und Tritt. Und wenn sie endlich ankommen, sind sie meist am Ende ihrer Kräfte.

Unfreiwillige Aufbrüche, die das Leben auf den Kopf stellen

Es gibt andere unfreiwillige Aufbrüche. Wenn zum Beispiel eine Krankheit alles auf den Kopf stellt, der Arbeitgeber insolvent ist, die Wohnung abbrennt. Wenn alles, was vorher war, nicht mehr gilt. Wenn der Mensch Neues finden muss, weil das Alte nicht mehr trägt, sichtbar im Ahrtal, wo die Fluten Bestehendes weggespült haben. Der Weg, um wieder sicheren Boden unter die Füße zu bekommen, ist oft beschwerlich.

Wie gut, Gott an der Seite zu wissen. Dann fällt es leichter, vorwärts zu laufen. Abraham hat es gewagt, sein Glaube gab ihm die Kraft dazu. Und auf der beschwerlichen Strecke hat er erfahren, dass auf Gott Verlass ist. Er bekam schließlich den ersehnten Nachwuchs, wurde Stammvater eines großen Volkes, hatte wieder festen Boden unter den Füßen.

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